Zusammenfassung
Zielstellung: Körperliche Aktivität und aktive Bewegungstherapie werden bei chronischen Rückenschmerzen
empfohlen. Die vorliegende Arbeit greift den in der Literatur kontrovers diskutierten
Zusammenhang zwischen der Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und der
dabei häufig parallel beobachteten Beschwerdereduktion auf. Speziell soll der Frage
nachgegangen werden, inwieweit eine statistisch sichere Beziehung zwischen dem Ausmaß
der Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit und dem Ausmaß der Beschwerdenreduktion
besteht. Die Einflussfaktoren Geschlecht, Alter und initiales Chronifizierungsausmaß
sollen dabei berücksichtigt werden.
Methode: 224 Teilnehmer einer analysegestützten medizinischen Trainingstherapie der rumpfstabilisierenden
Muskulatur wurden hinsichtlich der Kriterien Schmerzreduktion (Schmerzintensität und
-empfinden) und körperliche Leistungssteigerung (isometrische Maximalkraft-messungen
der Halsextensoren, -flexoren, -lateralflexoren sowie Rumpfextensoren, -flexoren,
-lateralflexoren und -rotatoren) im Rahmen einer Beobachtungsstudie untersucht.
Ergebnisse: Trainingsbedingt zeigt sich eine signifikante Beschwerdereduktion und signifikante
Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Der mittlere Kraftzuwachs betrug 44,9%.
Eine mindestens 50%ige Schmerzreduktion wurde von 54,9% der Teilnehmer erreicht. Die
Effekte sind unabhängig von Geschlecht und Chronifizierungsausmaß. Teilnehmer über
61 Jahre zeigen gegenüber jüngeren Teilnehmern eine geringere Schmerzreduktion bei
gleichem Kraftzuwachs. Ein statistisch sicherer Zusammenhang zwischen mittlerem Kraftzuwachs
und prozentualer Schmerzreduktion wurde nicht gefunden.
Schlussfolgerung: Hinsichtlich Schmerzreduktion und körperlicher Leistungsfähigkeit finden sich positive
Effekte. Männer und Frauen profitieren dabei gleichermaßen. Die Ergebnisse der statistischen
Berechnungen weisen darauf hin, dass die häufig zu beobachtende Schmerzreduktion in
ihrem Ausmaß nicht in Verbindung mit dem Ausmaß der verbesserten körperlichen Leistungsfähigkeit
steht.
Abstract
Objective: Active exercise therapy is generally advised for chronic back pain patients. This
paper addresses the relationship between improvements in bodily capacity and reductions
in bodily complaints which are often registered during such therapy, taking into account
effects of gender, age, and degree of chronification.
Methods: 224 participants of a trunk muscle training were investigated with regard of the
criteria pain reduction (pain intensity and pain experience) and muscular strength
(isometric maximal strength of cervical extensors, flexors and lateral flexors and
trunk extensors, flexors, lateral flexors and rotators).
Results: The exercise yielded a significant pain reduction. In 54.9% of the participants the
amount of pain was reduced by at least 50%. The mean increase of muscular strength
was 44.9% of the initial value. These effects are independent of gender and degree
of chronification. Older patients (61 years and above) showed less pain reduction
but the same increase in muscular strength compared with younger patients. There was
no statistically significant relationship between pain reduction and increase in muscular
strength.
Conclusion: Participants of the exercise therapy profit from the program with respect to both
pain intensity and muscular strength. However, there is obviously no causal relationship
between the changes in these two domains.
Schlüsselwörter
Rückenschmerz - körperliche Leistungsfähigkeit - Maximalkraft - rumpfstabilisierende
Muskulatur - Schmerzintensität
Key words
Back pain - muscular strength - exercise therapy - bodily capacity - pain intensity