Der Klinikarzt 2006; 35(12): 489
DOI: 10.1055/s-2007-968035
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Qualitätsmanagement im Krankenhaus

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Publication Date:
23 January 2007 (online)

Die Qualität der medizinischen Leistung rückt immer stärker in den Fokus des Interesses von Öffentlichkeit und Politik. Noch mag es ausreichen, mit Lippenbekenntnissen und geschickt inszenierten PR-Aktivitäten das Vorliegen einer hohen Qualität zu behaupten, ohne dies belegen zu müssen. Doch in den kommenden Jahren wird es immer wichtiger werden, sich intensiv mit der Qualität der eigenen Leistungen auseinanderzusetzen, sie zu steigern und gegenüber anderen Anbietern vergleichbar zu machen. Auch die gesetzlichen Qualitätsberichte der Krankenhäuser sind in der derzeitigen Form sicherlich für die Darstellung der Qualität und insbesondere für Vergleiche zwischen verschiedenen Leistungserbringern nahezu nutzlos. Zahlreiche Aktivitäten arbeiten aber darauf hin, die Qualität medizinischer Leistungen auch in Deutschland transparent und vergleichbar zu machen. Wie dies funktionieren kann, zeigt Nikolai von Schröders in seinem Beitrag. Dort, wo transparente Informationen über die Qualität von Krankenhausleistungen verfügbar werden, werden sie zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden.

Doch wie kann das Krankenhaus auf festgestellte Qualitätsmängel reagieren oder besser noch schon jetzt die Qualität gezielt verbessern? Dass Qualität nicht allein Sache des Chefs ist, machen Gertrud Schmälzle und Cécile Koslowski deutlich. Allerspätestens zur Umsetzung der Maßnahmen müssen die Mitarbeiter an der Basis mit ins Boot geholt werden. Im deutschen Gesundheitswesen sind die notwendigen systematischen Vorgehensweisen und die theoretischen Fundamente oft noch unvertraut, und die Terminologie wirkt manchmal noch befremdlich. Aber auch in der Medizin wird es höchste Zeit, den Kenntnisstand anderer moderner Dienstleistungsindustrien zu erreichen.

Noch konkreter ist der Ansatz der Behandlungspfade zur Qualitätsverbesserung, den Silke Spatzker aufzeigt. Zwar ist die Philosophie der evidenzbasierten Medizin heute nahezu allseits akzeptiert. Eine ihrer wesentlichen Schwächen bleibt jedoch der Aufwand, die bestmögliche Evidenz auf den konkreten Behandlungsfall anzuwenden. Dort, wo ausreichend Fallzahlen es ermöglichen, sind Behandlungspfade hierfür das ideale Vehikel. Doch vielerorts sind diese Ablaufpläne in irgendeinem Ordner, in irgendeinem Schrank abgeheftet: Trotz guter Intention werden dann im Alltag wohl nicht alle Patienten die eigentlich gewollten Maßnahmen auch erhalten. Tatsächlich sind jedoch mit Behandlungspfaden bei geeigneter Methodik höchste Qualitätsstandards praktisch auf jeden Patienten anzuwenden, wie die Erfahrungen in unserem Hause, der Charité, belegen. Wir legen die Maßnahmen aus dem Behandlungspfad direkt in der stationären Patientendokumentation fest.

Schon einfache organisatorische Maßnahmen mit vertretbarem Aufwand tragen also dazu bei, die Sicherheit der Patienten und die Qualität des Behandlungsergebnisses erheblich zu steigern. Der Beitrag von Michael Hartmann zeigt die verschiedenen Ansatzpunkte für organisatorische Verbesserungen beispielhaft auf dem Gebiet der Medikation. Diverse technische Maßnahmen (z.B. die RFID-Technik oder die elektronische Patientenakte) erlauben darüber hinaus eine noch weitere Steigerung der Qualität.

Angesichts der zahlreichen Verbesserungspotenziale ist es nicht zu vertreten, auf die Einführung solcher Technologien im eigenen Haus zu warten. Schon heute kann und sollte jeder Krankenhausarzt im Interesse seiner Patienten und nicht zuletzt auch seines eigenen Arbeitsplatzes aktiv auf eine Qualitätsverbesserung in seinem Verantwortungsbereich hinarbeiten. Wir hoffen, Sie mit diesem Themenschwerpunkt in diesem Sinne zu ermutigen und wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema.

PD Dr. Lutz Fritsche MBA

Gasteditor

Berlin

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