Pneumologie 2007; 61 - A34
DOI: 10.1055/s-2007-967255

Das menschliche endogene antibiotische LL-37 fördert das Wachstum von Lungenkrebszellen

J von Haussen 1, R Koczulla 1, R Shaykhiev 1, A Aigner 2, F Czubayko 2, R Bals 1
  • 1Klinik für Innere Medizin/Pneumologie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg
  • 2Klinik für Pharmakologie und Toxikologie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg

Einleitung: Das menschliche Cathelizidin, antimikrobielle Protein hCAP18/LL-37, ist ein Effektor des angeborenen Immunsystems mit direkter antimikrobieller Aktivität. Das Peptid ist zusätzlich in andere Prozesse wie Entzündung und Angiogenese involviert. Das Ziel dieser Studie war die Charakterisierung der Rolle von LL-37 in der Krebszellbiologie. Methodik: Wir haben Lungenkrebzelllinien mit verschiedenen Konzentrationen behandelt und die Zellproliferation sowie die Koloniebildung in vitro gemessen. Zelllinien, die LL-37/hCAP-18 überexpremieren, wurden ebenfalls in der Gewebekultur analysiert und subkutan in Nacktmäuse injiziert. Versuche zu Signaltransduktionswegen wurden mit verschiedenen Inhibitoren sowie mittels Westernblot durchgeführt. Ergebnisse: Immunhistochemie hat gezeigt, dass LL-37/hCAP-18 von mehr als 50% aller nicht-kleinzelligen Lungenkrebsarten gebildet wird. Niedrige Konzentrationen an LL-37 stimulierten signifikant und konzentrationsabhängig Proliferation durch Aktivierung der MEK-kinasen (mitogen-activated protein kinase/extracellular signal-regulated kinase (MAPK/ERK kinase=MEK)) und Aktivierung des EGF-Rezeptors (epidermal growth factor receptor). Die LL-37/hCAP-18 überexpremierenden Zellen zeigten eine signifikant höhere Proliferationsrate als die Kontrollzellen. Subkutane Injektion der überexpremierenden Zellen resultierte in signifikant größerem Tumorwachstum. Diskussion: LL-37 fördert das Wachstum von Lungenkrebszellen in vitro und in vivo. Das antimikrobielle Peptid spielt wahrscheinlich eine Rolle in der Förderung von menschlichem Lungenkrebs.