Das akute Kompartmentsyndrom der Skelettmuskulatur ist nach der tiefen Venenthrombose
die zweithäufigste Komplikation in der Frakturbehandlung - zumindest am Unterschenkel.
Durch eine Gewebedruckerhöhung in einem geschlossenen Raum kommt es über eine Störung
der Mikrozirkulation zu einer neuromuskulären Funktionsstörung oder sogar zum Verlust
der Extremität bzw. im Extremfall zu einem Multiorganversagen. Insbesondere Patienten
nach Hochrasanztraumen und polytraumatisierte Patienten sind gefährdet, ein Kompartmentsyndrom
zu entwickeln. Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt, bei bewusstseinsgetrübten
Patienten kann die Gewebedruckmessung zur Diagnosesicherung beitragen. Die Definition
eines Grenzwertes für den Gewebedruck bleibt weiter umstritten. Um Spätschäden zu
vermeiden, ist der Zeitverlust bei Diagnose und Therapie möglichst gering zu halten.
Beim manifesten Kompartmentsyndrom mit neurologischen Ausfällen ist die umgehende
Dermatofasziotomie Therapie der Wahl. Dabei ist heute das operative Vorgehen gerade
am Unterschenkel - der häufigsten Lokalisation des Kompartmentsyndroms - relativ gut
standardisiert. Nach Entlastung der Muskellogen erfolgt ein temporärer Wundverschluss
z. B. mittels Vakuumversiegelung. Die Haut wird erst sekundär nach einigen Tagen verschlossen,
um ein sog. Rebound-Kompartmentsyndrom zu verhindern.
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Dr. med. Christian Jäger
Mühlenkreiskliniken (AöR)
Johannes Wesling Klinikum Minden
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, spezielle Unfallchirurgie
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