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ErratumAllgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2007; 1(04): 306-306
DOI: 10.1055/s-2007-989329
Die Divertikulose des Kolons ist eine der häufigsten gutartigen Veränderungen des
Gastrointestinaltraktes. Unter dem Begriff der Divertikelkrankheit werden alle Krankheitsbilder zusammengefasst, die von Dickdarmdivertikeln ausgehen.
Die wichtigsten Formen sind die akute und die chronisch rezidivierende Divertikulitis sowie die Divertikelblutung. Grundlage für eine stadiengerechte Behandlung der Divertikulitis ist neben der Kenntnis
des Spontanverlaufs der Erkrankung eine prätherapeutische Stadieneinteilung auf der
Basis klinischer Befunde und bildgebender Verfahren (CT mit rektaler Kontrastmittelgabe,
Ultraschall). Das Behandlungsziel bei der akuten Sigmadivertikulitis ist die Beseitigung
des entzündlichen Fokus entweder durch konservative oder chirurgische Maßnahmen. Grundprinzipien
der konservativen Therapie der Divertikulitis sind eine Reduktion der oralen Nahrungszufuhr und eine kalkulierte
Antibiotikatherapie. Grundprinzip der operativen Therapie der Divertikulitis ist die Entfernung des entzündungstragenden Darmsegmentes in aller
Regel mit primärer Wiederherstellung der Darmkontinuität. Ob bei Vorliegen einer diffusen
eitrigen oder kotigen Peritonitis eine primäre Reanastomosierung in gleicher Sitzung
(einzeitiges Vorgehen) oder eine Resektion in der Diskontinuität mit Reanastomosierung
in zweiter Sitzung (zweizeitiges Vorgehen) erfolgen soll, kann nach den Kriterien
der evidenzbasierten Medizin nicht eindeutig beantwortet werden. Die laparoskopisch-assistierte
Resektion kann als sicheres Verfahren eingestuft werden und stellt in vielen Fällen
das Standardvorgehen dar. Allerdings sind die Vorteile des minimalinvasiven Vorgehens
bei der Divertikulitis gegenüber der konventionellen OP-Methode nach den Kriterien
der evidenzbasierten Medizin noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Entscheidend für
das Stellen der Operationsindikation bei der akuten Divertikulitis ist die Unterscheidung
zwischen unkomplizierter und komplizierter Manifestationsform. Die akute unkomplizierte
Divertikulitis wird in der Regel ausschließlich konservativ behandelt. Eine Ausnahme
hiervon bilden immunsupprimierte Patienten, bei denen eine elektive Intervalloperation
auch bei unkomplizierter Divertikulitis empfohlen wird. Bei komplizierter Divertikulitis
besteht generell eine OP-Indikation, wobei der OP-Zeitpunkt in Abhängigkeit von Art
der Komplikation und klinischem Bild notfallmäßig oder frühelektiv nach initial konservativer
Therapie festzulegen ist. Die chronisch-rezidivierende Divertikulitis kann ebenfalls
eine OP-Indikation darstellen. Der OP-Zeitpunkt ist nach individuellen Gesichtspunkten
unter Berücksichtigung des Beschwerdebildes und der Komorbididität elektiv festzulegen.
Eine generelle Empfehlung zur elektiven Intervalloperation nach dem 2. Schub einer
chronisch-rezidivierenden Divertikulitis ist nicht mehr gerechtfertigt.
Divertikelblutungen sind die häufigste Ursache unterer gastrointestinaler Blutungen
und manifestieren sich in der Regel unabhängig von Divertikelentzündungen. Die Diagnosestellung
erfolgt durch endoskopische Methoden. Bei hoher Blutungsintensität ist bei fehlender
endoskopischer Lokalisation der Blutungsquelle eine Angiographie indiziert. Die Indikation
zur notfallmäßigen chirurgischen Intervention bei divertikelbedingten Blutungen ist
gegeben bei Persistenz oder rezidivierender Transfusionspflichtigkeit trotz endoskopischer
Blutstillung. Zum Zeitpunkt einer frühelektiven chirurgischen Intervention nach stattgehabter
Divertikelblutung existieren keine allgemein gültigen Richtlinien. Bei gegebener OP-Indikation
ist eine gezielte Kolonsegmentresektion indiziert, falls präoperativ eine sichere
Lokalisation der Blutungsquelle gelingt. Bei fehlender sicherer Blutungslokalisation
innerhalb des Kolons und Ausschluss von anderen Blutungsquellen im Gastrointestinaltrakt,
ist die subtotale Kolektomie mit Ileorektostomie das Resektionsverfahren der Wahl.