Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2007; 5(2): 5
DOI: 10.1055/s-2007-965456
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Kommentar zur Metaanalyse

Uwe Gröber
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Publication Date:
27 June 2007 (online)

Eine vor Kurzem im Journal of the American Medical Association publizierte Metaanalyse von 68 randomisierten, klinischen Studien mit Antioxidanzien hat nicht nur in der Fachwelt für großes Aufsehen erregt - auch so genannte Experten und Journalisten aus dem Bereich der Boulevard-Presse missbrauchten die Daten dieser Meta-Analyse, um massive Verunsicherungen in der Bevölkerung im Hinblick auf die Einnahme von Vitamin-Präparaten zu schüren (z. B. mit der Schlagzeile: „Früher sterben mit Vitamin A“).

Wie bereits vor zwei Jahren, als man Vitamin-E-Präparaten eine Steigerung der Mortalität unterstellte - die Daten wurden übrigens längst revidiert, auch wenn diese positive Nachricht niemanden interessiert! - wurde auch diesmal Mikronährstoffen wie Vitamin A, Betacarotin und Vitamin E eine erhöhte Mortalität unterstellt. Die Autoren der Metaanalyse, in die Studiendaten von 232 606 Teilnehmern eingingen, schlussfolgerten in den Teilanalysen, dass eine Supplementierung mit Antioxidanzien das Mortalitätsrisiko merklich erhöht. Demnach führe Vitamin A zu einer Erhöhung der Mortalität um 16 %, Betacarotin um 7 % und Vitamin E um 4 %. Allerdings ergibt sich aus der Gesamtanalyse aller 68 Studien ein anderes Bild: Danach hat die Einnahme von Antioxidanzien keinen signifikanten Einfluss auf die Mortalität (RR 1,02, 95 % CI 0,98 - 1,06). Dieses Ergebnis gilt für alle in die Studie einbezogenen Antioxidanzien in einem breiten Dosisbereich, für Gesunde sowie für Patienten mit verschiedenen chronischen Erkrankungen.

Bemerkenswert ist, dass die Autoren der Metaanalyse in der Schlussfolgerung nur die negativen Ergebnisse der Teilanalysen und nicht das Ergebnis der Gesamtanalyse erwähnen. Die hier ausgewählten Studienpopulationen sind zudem sehr heterogen: Gesunde und multimorbide Patienten mit unterschiedlichster Medikation. Gerade die Medikation hat einen entscheidenden Einfluss auf den Mikronährstoffstatus.

In Studien sollte generell zwischen Prävention und Therapie mit Mikronährstoffen unterschieden werden. In der Therapie müssen Wirkspiegel und entsprechende Dosierungen (wie auch bei Arzneimitteln) angestrebt werden, sonst sind keine positiven Effekte durch eine Supplementierung zu erwarten. Mikronährstoffe sollten daher labordiagnostisch validiert und gemäß ihres biochemischen Kontextes eingesetzt werden. Derartig durchgeführte Metaanalysen bringen uns in der Therapie mit Mikronährstoffen nicht weiter!

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