Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2: 219-220
DOI: 10.1055/s-2007-960726
DDG Praxis-Leitlinie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Risiko-Fragebogen FINDRISC - deutsche Version

April 2006
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. Mai 2007 (online)

Die Arbeitsgemeinschaft Prävention des Typ-2-Diabetes der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) gemeinsam mit der Deutschen Diabetes-Stiftung (DDS) haben sich vorgenommen, einzelne Bausteine des Programmkonzepts für ein nationales Programm zu evaluieren. Ein entscheidendes Basisprojekt ist dabei die Evaluierung des Risiko-Fragebogens FINDRISC. In einer deutschlandweiten Studie soll die Qualität und Praktikabilität des Risiko-Fragebogens bestimmt werden. Jeder interessierte Hausarzt sollte sich an dieser Studie beteiligen (Informationen finden Sie unter www.diabetesprevention.de). Der Risiko-Fragebogen FINDRISC soll nach erfolgreicher Evaluation bundesweit über Krankenkassen sowie andere im Gesundheitsbereich tätige Organisationen und möglichst viele Unternehmen - insbesondere auch innerhalb der laufenden Aufklärungs-Kampagne DIABETES der DDS - zum Screening der Bevölkerung und von Risiko-Personen eingesetzt werden.

Testen Sie Ihr Erkrankungsrisiko!
Beantworten Sie bitte folgende Fragen und zählen Sie dann Ihre Punkte zusammen.

1. Wie alt sind Sie?
→ 0 Punkte: unter 35 Jahren
→ 1 Punkt: 35 bis 44 Jahre
→ 2 Punkte: 45 bis 54 Jahre
→ 3 Punkte: 55 bis 64 Jahre
→ 4 Punkte: älter als 64 Jahre

2. Wurde bei Mitgliedern Ihrer Blutsverwandtschaft Diabetes diagnostiziert?
→ 0 Punkte: nein
→ 5 Punkte: ja, bei leiblichen Eltern, Schwester, Bruder, Kind
→ 3 Punkte: ja, bei leiblichen Großeltern, Tante, Onkel, Cousine, Cousin
(Bei dieser Frage sind insgesamt höchstens 5 Punkte möglich)

3. Welchen Taillenumfang messen Sie auf der Höhe des Nabels? (Wenn Sie kein Maßband zur Hand haben, verwenden Sie ein Stück Schnur und nehmen Sie ein Lineal zu Hilfe).

Frau Mann → 0 Punkte unter 80 cm unter 94 cm → 3 Punkte 80-88 cm 94-102 cm → 4 Punkte über 88 cm über 102 cm

4. Haben Sie täglich mindestens 30 Minuten körperliche Bewegung (in der Arbeit z. B. Verkaufsregale befüllen, im Haushalt z. B. Fensterputzen, in der Freizeit z. B. Radfahren, flott Spazierengehen, etwas anstrengendere Gartenarbeiten etc.)?
→ 0 Punkte: ja
→ 2 Punkte: nein

5. Wie oft essen Sie Gemüse, Obst oder dunkles Brot (Roggenbrot oder Vollkornbrot)?
→ 0 Punkte: jeden Tag
→ 1 Punkt: nicht jeden Tag

6. Wurden Ihnen schon einmal Medikamente gegen Bluthochdruck verordnet?
→ 0 Punkte: nein
→ 2 Punkte: ja

7. Hatten Sie bei ärztlichen Untersuchungen schon einmal zu hohe Blutzuckerwerte (z. B. während einer Krankheit oder während einer Schwangerschaft)?
→ 0 Punkte: nein
→ 5 Punkte: ja

8. Wie ist bei Ihnen das Verhältnis von Größe zu Gewicht (Body-Mass-Index / BMI)?
→ 0 Punkte: unter 25 kg / m2
→ 1 Punkt: 25 bis 30 kg/m2
→ 3 Punkte: höher als 30 kg/m2

Auswertung
So hoch ist Ihr Risiko, innerhalb der nächsten 10 Jahre an Diabetes Typ 2 zu erkranken:
unter 7 Punkten niedrig 1 Person von 100 Personen (1 %)
7-11 Punkte leicht erhöht 4 Personen von 100 (4 %)
12-14 Punktemittel18 Personen von 100 (18 %)
15-20 Punkte hoch 33 Personen von 100 (33 %)
über 20 Punkte sehr hoch 51 Personen von 100 (51 %)

Ausblick
Mit dem Risiko-Fragebogen sollen später gleichermaßen drei Zielgruppen angesprochen werden:
→ In der noch gesunden Bevölkerung soll vor der Gefahr eines Typ-2-Diabetes gewarnt werden. Gesunde sollen über die Erkrankungsrisiken und die schwer wiegenden Krankheitsfolgen informiert werden.
→ Die Ermittlung des persönlichen Risikos soll bei gefährdeten Menschen Betroffenheit erzeugen. Ihnen sollen die Möglichkeiten vorbeugenden Verhaltens aufgezeigt werden. Ihre Bereitschaft zu entsprechenden Verhaltensänderungen soll gefördert werden. Risikoträger sollen eingeladen werden, an geeigneten gesundheitsfördernden Angeboten teilzunehmen.
→ Personen, die einen sehr hohen Fragebogen-Score haben, werden aufgefordert, zum Arzt zu gehen, um das Fragebogen-Ergebnis anhand klinischer Tests absichern zu lassen und sich ggf. behandeln zu lassen.

Risikoerkennung im ärztlichen Bereich
Personen mit einem Risikoscore über 20 sollten sich unbedingt einem Arzt vorstellen, um einen manifesten Diabetes auszuschließen. Falls bei diesem Punktwert kein manifester Diabetes diagnostiziert wird oder bei Vorhandensein von mindestens 2 Komponenten des metabolisch-vaskulären-Syndroms, sollte ein OGTT durchgeführt werden.

Diagnostik eines Prädiabetes
Als Prädiabetes werden die Vorstadien des Diabetes mellitus, die gestörte Nüchternglukose und die gestörte Glukosetoleranz bezeichnet.

Tab. a Definition Prädiabetes (OGTT 75 g Glukose) gestörte Nüchternglukose (NG) und / oder gestörte Glukosetoleranz NG im Plasma > 6,1 mmol / l (> 110 mg / dl) 2 Std. p. p. > 7,8 mmol / l (> 140 mg / dl)

Tab. b Definition eines Diabetes Diabetes mellitus NG im Plasma > 7 mmol / l (> 126 mg / dl) oder 2 Std. p. p. > 11,1 mmol / l (> 200 mg / dl)

Risikofaktor abdominale Adipositas
Die abdominale Adipositas gilt als modifizierbarer Haupt-Risikofaktor (RF) für Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen [16]. Dabei kommt der viszeralen Fettakkumulation die entscheidende Bedeutung zu. So erhöht sich das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ab einem Taillenumfang für Frauen von > 80 cm und noch deutlicher für > 88 cm [17] und für Männer für 94 cm bzw. 102 cm [18].

Taillenumfang und Risiko für adipositas-assoziierte metabolisch-vaskuläre Komplikationen nach Lean et al. [19]

Tab. 1 Taillenumfang (cm) Männer < 94 cmFrauen < 80 cm Männer < 102 cmFrauen < 88 cm erhöhtes Risiko sehr hohes Risiko

BMI und Risiko für metabolisch-vaskuläre Komplikationen (nach WHO 2000)

Tab. 2 BMI (kg / m2) Übergewicht 25 - < 30 Adipositas Grad I 30 - < 35 Adipositas Grad II 35 - < 40 Adipositas Grad III > 40 gering erhöhtes Risiko erhöhtes Risiko hohes Risiko sehr hohes Risiko

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