Übersicht:
Störungen der Geschlechtsentwicklung umfassen eine sehr heterogene Gruppe angeborener
Abweichungen der geschlechtlichen Determinierung und Differenzierung, die früher auch
als Intersexualität bezeichnet wurden. Hierzu gehören sowohl chromosomale als auch
monogen vererbte Störungen, die entweder primär genetisch oder aber hormonell zu einer
Abweichung der normalen Geschlechtsentwicklung führen. Bei den meisten Fällen ist
auch heute noch keine genaue kausale Zuordnung möglich. Für Diagnosestellung, Geschlechtszuweisung
und für therapeutische Überlegungen ist ein hochspezialisiertes Team aus Ärzten verschiedenster
Fachrichtungen sowie psychosozialen Experten notwendig, um die Eltern und Betroffenen
zielgerichtet beraten zu können. Der Autor beschreibt die neue Nomenklatur, die daraus
folgende Klassifikation sowie Schritte zur Diagnostik und Entscheidungsfindung.
Schlüsselwörter:
DSD - Endokrinologie - Genetik - Geschlechtsentwicklung - Intersexualität
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1 Die Sexualdeterminierung bezeichnet genetische Prozesse, die die Entwicklung von
Nebennieren und Gonadenanlage steuert. Hierzu gehören DAX1, SF-1 und andere Gene,
die auch als Orphanrezeptoren eingeordnet werden. Die Sexualdifferenzierung bezeichnet
die hormonellen Prozesse, die durch Steroidbiosynthese über verschiedene enzymatische
Schritte und durch Rezeptorbindung induziert werden. Eine wichtige Rolle spielt der
Androgenrezeptor, da hierdurch aktiv die Virilisierung bedingt wird. Die Regression
der Müller-Gänge wird durch das von den Sertoli-Zellen gebildete Anti-Müller-Hormon
hervorgerufen.
Prof. Dr. med. O. Hiort
Bereich Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie · Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
· Universitätsklinikum Schleswig-Holstein · Campus Lübeck
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23538 Lübeck
eMail: hiort@paedia.ukl.mu-luebeck.de