Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P74
DOI: 10.1055/s-2007-1032262

Botulinumtoxin A als Ergänzung zur chirurgischen Therapie der Tränenwege

R Laskawi 1, K Junghans 1, C Koll 1, M Ellies 1
  • 1Göttingen

Fragestellung: Patienten mit einer Hyperlakrimation sind vielfältig eingeschränkt. Neben Stenosen des Tränennasenganges durch Infektionen desselben können auch chronische Entzündungen und Tumore des Oberkiefers hno-relevante Ursachen für dieses belästigende Phänomen sein. Primäre Therapieoption ist die stenosebeseitigende Operation an den Tränenwegen. Botulinumtoxin wird bereits bei bestimmten Formen des vermehrten Tränenflusses angewandt (siehe Meyer 2004). Es gilt zu zeigen, dass die Injektion von Botulinumtoxin A zur Reduktion der Tränenproduktion ein Benefit im Rahmen der therapeutischen Gesamtkonzeption betroffener Patienten bedeutet.

Methoden: 7 Patienten mit verschiedener stenosebedingter Ursache für eine Hyperlakrimation wurden durch unilaterale Injektion von 5.0–7.5 Einheiten Botox® in die Pars palpebralis der Tränendrüse behandelt. Es wurde ein Zugang unter dem Oberlid gewählt. Bei Medial-Blick zeigt sich eine kleine glanduläre Prominenz, in deren Richtung die Injektionsnadel vorgeschoben wird. Die Injektion erfolgt dann intraglandulär.

Ergebnisse: Die von uns behandelten Patienten berichten bei der Befragung über einen Rückgang des ausgeprägten Augentränens und Beschwerdebesserung für einen Zeitraum von mehreren Wochen. Bei einem Patienten trat passager eine inkomplette Ptose auf. Die hier behandelten Formen sind von der idiopathischen Hyperlakrimation abzugrenzen.

Schlussfolgerungen: Die Injektion von Botulinumtoxin A in die Tränendrüse ist bei ausgeprägter Hyperlakrimation geeignet, chirurgisch notwendige Maßnahmen an den Tränenwegen zu ergänzen. Botulinumtoxin kann eine Beseitigung oder Minderung der Hyperlakrimation bis zum OP-Zeitpunkt bewirken, eine therapeutische Option bei Misserfolg der Operation darstellen und bei fehlendem OP-Wunsch möglicherweise als alternative Methode in Betracht gezogen werden. Die Therapie sollte interdisziplinär (HNO-Heilkunde, Ophthalmologie) abgestimmt werden.