Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P73
DOI: 10.1055/s-2007-1032261

Therapie der neurogenen Detrusorhyperaktivität mit Botulinum-A-Toxin

J Pannek 1, U Grigoleit 1
  • 1Herne

Fragestellung: Standardbehandlung der neurogenen Blasenfunktionsstörung mit Detrusorhyperaktivität stellt die anticholinerge Medikation dar. Bei Misserfolg dieser Therapie kommen operative Verfahren zur Anwendung. Die Injektion von Botulinum-A-Toxin stellt eine neue, minimal invasive Therapieoption bei Patienten mit unzureichendem Ansprechen auf Anticholinergika dar.

Methodik: Zwischen 07/2000 und 12/2005 wurden bei 214 Patienten(146Männer, 68 Frauen) mit traumatischer oder angeborener Rückenmarkschädigung (mittleres Alter 35,4 Jahre) insgesamt 364 Botulinum-A-Toxin-Injektionen (300 i.E. Botox®) durchgeführt. Das mittlere Follow-up betrug 28 Monate. Indikation zum Eingriff stellte in 91,8% eine unzureichende Standardmedikation, in 8,2% eine Unverträglichkeit der Anticholinergika dar.

Ergebnisse: 8 Wochen nach Injektion war die Behandlung bei 86,4% der Patienten nach klinischen und urodynamischen Kriterien erfolgreich. Die Compliance verbesserte sich von im Mittel 8 auf 31ml/cm H2O, die Blasenkapazität stieg von im Mittel 275 auf 426ml, der maximale Detrusordruck sank von im Mittel 49 auf 24cm H2O. Der Therapieerfolg hielt für im Mittel 8,1 Monate an. An Nebenwirkungen traten eine Blasentamponade sowie eine temporäre Schwäche der Oberschenkelmuskulatur auf.

Schlussfolgerung: Die Injektion von Botulinum-A-Toxin in den Detrusor stellt eine sichere und effektive neue Option in der Stufentherapie der neurogenen Detrusorhyperaktivität dar. Langzeitbeobachtungen sind erforderlich, um den endgültigen Stellenwert dieser Technik zu bestimmen. Besonders die Frage der langfristigen Inzidenz an Antikörperbildung kann zurzeit nicht abschließend beantwortet werden.