Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P60
DOI: 10.1055/s-2007-1032249

Multi-Level-Injektionen mit Botulinumtoxin bei Kindern mit spastischer ICP als Teil eines multimodalen Behandlungskonzeptes

A Sprinz 1, G Köhler 1, B Heidinger 1
  • 1Drensteinfurt

Neue Chancen für eine umfassende Behandlung chronisch kranker Patienten in Zeiten knapper Kassen?

Fragestellung: Durch die bereits eingeleiteten und die noch bevorstehenden Gesundheitsreformvorhaben in Deutschland wird die medizinische Versorgung chronisch kranker Patienten nachhaltig beeinflusst. Nicht zuletzt die langfristige Behandlung von Kindern & Jugendlichen mit Botulinumtoxin scheint durch die Strukturveränderungen gefährdet, zumindest aber erschwert. Die tägliche Praxis in der ambulanten Versorgung unter Medikamentenbudget und mit zeitlich stark verzögerten Hilfsmittelversorgungen scheint diese Sorge zu bestätigen.

Einen Ausweg könnten die in den Reformgesetzen angebotenen neuen Vertragsformen zur ambulanten Versorgung bieten.

Projekt: Die Autoren betreiben seit 2003 im südlichen Münsterland ein multidisziplinäres Gesundheitszentrum für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, in dem niedergelassene Mediziner und Therapeuten inhaltlich und organisatorisch eng zusammenarbeiten. Im Rahmen der schon im Haus Walstedde praktizierten multidisziplinären Zusammenarbeit in der Betreuung von Patienten mit ICP ist die ultraschall-kontrollierte Multilevel-Behandlung mit Botulinumtoxin etabliert.

Zur Sicherung der langfristigen Behandlung der Patienten mit ICP wurde ein modulares, multidisziplinäres Konzept entwickelt, das ambulante und stationäre Diagnostik- und Therapiemodule umfasst. Ein Qualitätsmanagement kontrolliert den Behandlungserfolg. Wesentliche Elemente sind neuropädiatrische und orthopädische Diagnostik, Botulinumtoxin-Injektionen in Analgosedierung, krankengymnastische und ergotherapeutische Behandlungen, optimierte orthopädietechnische und orthopädieschuhtechnische Versorgungen, standardisierte Therapiezielevaluation (u.a. GAS, GMFM, COPM, kinematische Bewegungsanalyse), Sozial- und Sozialrechts-Beratung. Weitere Module sind geplant.

Schlussfolgerungen: Die neuen Formen der Versorgungsverträge bieten neue Chancen, interdisziplinäre Zusammenarbeit unter Einschluss einer qualitätsgesicherten Behandlung mit Botulinumtoxin in der langfristigen Behandlung von Patienten mit spastischer ICP zu realisieren und wirtschaftlich abgesichert zu betreiben. Damit stellen diese Elemente der Gesundheitsreformen sogar eine Möglichkeit zur Verbesserung der Versorgungssituation chronisch kranker Patienten dar. Der Verlauf muss weiter evaluiert werden.