Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P56
DOI: 10.1055/s-2007-1032245

Erlanger Modell der Spastiktherapie (EMOS) – Aufbau eines regionalen Versorgungsnetzwerkes für Patienten mit Spastik – Struktur und erste Ergebnisse

W Schupp 1, M Haslbeck 1, O Scholz 1, A Fujak 1, M Majer 1, A Spitzer 1, T Steigleder 1, E Vollus 1, I Watzek 1, M Hecht 1
  • 1Herzogenaurach, Erlangen, Nürnberg, Kaufbeuren

Hintergründe: Spastiktherapie benötigt einen multimodales Konzept, das verschiedene ärztliche und therapeutische Spezialisten erfordert. Vielfach wird der Aufbau einer Versorgungskette postuliert. Welche Leistungserbringer eingebunden werden sollten ist nicht untersucht.

Ziele: Im Erlanger Modell der Spastiktherapie (EMOS) haben sich Ärzte von Universitäts-Kliniken Neurologie und Orthopädie), einer neurologischen Rehabilitationsklinik, niedergelassene Neurologen und niedergelassene Physio- und Ergotherapeuten zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Ziele des Projektes sind einen Konsens über das gemeinsame Vorgehen bei Spastiktherapie zu erlangen,Strukturen zu schaffen, um Spastikpatienten im Netzwerk individuell zu behandlen und Informationen über Ausmass der Spastik, Therapieziele, -methoden und entstehende Kosten zu erheben. Diese Daten sollen Grundlagen für eine gesundheitsökonomische Bewertung bilden.

Methode: Das gemeinsame Vorgehen wurde in mehrmaligen Sitzungen im Konsens festgelegt. Jeder Patient, der zu einem der Partner des Netzwerks kommt, wird informiert und erfasst. Die erhobenen Parameter sind: Zeit seit Ereignis,Ursache der Spastik, Ashworth-Skala,Barthel-Index,EQ5D.Mit dem Patienten werden individuelle Therapieziele formuliert, deren Erreichen auf einer 9-stufigen Rating-Skala (-4 bis +4) überprüft wird.Erfasst werden zudem:Art und Häufigkeit der durchgeführten medikamentösen, physio- und ergotherapeutischen, sonstigen physikalischen und ggf. auch operativen Behandlungsmaßnahmen, Hilfsmittelversorgung. Diese Informationen werden in regelmäßigen Abständen von den beteiligten Ärzten und Therapeuten erhoben

Erste Ergebnisse: Seit Projektbeginn Juni 2006 konnten 35 Patienten eingeschlossen werden, davon 22 nach Schlaganfall, 9 bei ICP. Bei den Schlaganfallpatienten waren bei N=8 OE, bei N=4 UE, bei N=9 OE und UE betroffen; n=1 nicht kodiert. Bei Einschluss war die Ashworth-Skala 2–3, der Barthel-Index zwischen 0 und 90 Punkten, der Overall-Score im EQ5D zwischen 20 und 80. Zum Einsatz kamen folgende Therapien: Btx n=19, Reha n=17, orale Medikation n=1, Hilfsmittel/Redression n=2, ambulant Physiotherapie n=4, ambulant Ergotherapie n=2. Eine erste Evaluation nach 6 Wochen wurde bei N=16 der Schlaganfallpatienten durchgeführt, die Verbesserungen in Bezug auf die Therapieziele wurden mit +1 bis +3 eingeschätzt (Median +2).

Diskussion und Schlussfolgerung: Im Rahmen des EMOS-Projektes gelang es einen interdisziplinären Konsens zur Spastiktherapie zu erlangen. In der nun erfolgten Umsetzungsphase werden die Wege der Patienten, die eingesetzten Verfahren, der Therapieerfolg und die durch die Therapie entstehenden Kosten dokumentiert. Diese Daten können helfen, die gesundheitsökonomische Bedeutung einer Spastik, insbesondere nach Schlaganfall, abzuschätzen.

*Diese Studie wird im Rahmen eines Modellprojektes finanziell unterstützt die Firma Allergan, Kooperationspartner der Deutschen Schlaganfallhilfe.