Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P48
DOI: 10.1055/s-2007-1032237

Wirksamkeit von Botulinumtoxin bei myofaszialen Schmerzsyndromen

OG Günther 1, NB Bitterlich 1
  • 1Magdeburg, Chemnitz

Fragestellung: Myofasziale Schmerzen (MPS/myofascial pain syndrom) gehören zu den häufigsten Schmerzerkrankungen, wobei überwiegend Frauen zwischen dem 50sten und 60sten Lebensjahr erkranken. In der vorliegenden Arbeit sollte die Wirksamkeit von Botulinumtoxin (BoNT-A) auf die Schmerzintensität über einen Beobachtungszeitraum von 6 Wochen nach Injektion bei verschiedenen chronifizierten myofaszialen Schmerzsyndromen erfasst werden.

Material und Methoden: In die Behandlung wurden 335 Patienten mit einer mindestens 6 monatigen Schmerzdauer aufgenommen. Hierfür wurde ein Fläschen Dysport® á 500 MU mit 2,5ml Kochsalzlösung aufgefüllt (0,1ml entsprechen 20 MU).

Ergebnisse: Der Therapieerfolg wird an den Veränderungen der Schmerzintensität, gemessen nach der visuellen Analogskala (VAS, 0–10), aller erfasster Patienten deutlich. Bezogen auf den Ausgangspunkt reduziert sich der mittlere VAS-Wert im Durchschnitt

nach einer Woche

um 2,8 Einheiten der VAS,

nach 4 Wochen

um 4,1 Einheiten der VAS und

nach 6 Wochen

um 5,3 Einheiten der VAS.

Es kann mit 95%iger Sicherheit angenommen werden, dass unter Therapie die Schmerzintensität mindestens um 5,0 Einheiten VAS sinkt.

Relativ bezogen auf den Ausgangspunkt reduziert sich der mittlere VAS-Wert um durchschnittlich

nach einer Woche bereits

um 36,4% des Ausgangswertes,

nach 4 Wochen

um 52,9% des Ausgangswertes und

nach 6 Wochen

um 69,3% des Ausgangswertes.

Die genannten Verbesserungen sind statistisch hoch signifikant (pt<0,001). Es kann mit 95%iger Sicherheit angenommen werden, dass unter Therapie die Schmerzintensität mindestens um 66,2% des Ausgangswertes sinkt. Eine Reduzierung der Schmerzintensität nach 6 Wochen konnte bei 357 von 384 Patienten beobachtet werden (93,0%). Es kann mit 95%iger Sicherheit angenommen werden, dass unter Therapie die Schmerzintensität bei mehr als 89% der Patienten sinkt.

Schlussfolgerungen: Mit BoNT-A steht eine hochwirksame Substanz zur Behandlung myofaszialer Schmerzsyndrome zur Verfügung. Nebenwirkungen sind bei sachgerechter Anwendung kaum zu beobachten.

Selbst bei einer Schmerzdauer von mehr als 15 Jahren kann eine Schmerzreduktion von über 50% des Ausgangswertes nach BoNT-A Therapie erreicht werden.

Eine begleitende physiotherapeutische Therapie ist sinnvoll. Der Einsatz von BoNT-A sollte immer dann erwogen werden, wenn die konservative Therapie nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat.