Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P47
DOI: 10.1055/s-2007-1032236

Studie zur Therapie des myofaszialen Schmerzsyndroms im Nacken- und Schultergürtelbereich mit Dysport® (Botulinumtoxin Typ A)

E Lobsien 1, D Gruber 1, A Kupsch 1
  • 1Berlin

Hintergrund: Das Myofasciale Schmerzsyndrom (MFS) ist ein chronisches Schmerzsyndrom, charakterisiert durch fokale Schmerzen, rasche Ermüdbarkeit und Verspannung der betroffenen Muskulatur. Die Diagnose wird anhand der Anamnese und Palpation typischer Triggerpunkte (TP) gestellt. Bei langjährig betroffenen Patienten sind die therapeutischen Möglichkeiten begrenzt. Wir untersuchten die Wirkung von geringen Dosen Dysport® bei langjährigem MFS bei Injektion direkt in die TP.

Methoden: Monozentrische, prospektive, einfach-blinde, placebokontrollierte Studie; 7 Patienten (4 Verum-, 3 Placebogruppe; Alter 31 bis 60J.; Dauer des MFS von mind. 2J.; bisher keine Botulinumtoxin-Bhdlg.) beendeten die Studie. Primärer Zielparameter war die Schmerzreduktion (SR) 8 Wochen nach Injektion in der Verumgruppe gegenüber Placebo. Die Schmerzintensität wurde anhand der visuellen Analogsakala (VAS 0–100) bestimmt. Nebenzielkriterien waren die SR nach 4 und 12 Wochen, die globale Bewertung (CGI) durch Arzt und Patienten sowie die Verträglichkeit. Die Identifikation der TP erfolgte anhand der Palpation der Muskulatur im Nacken/Schulterbereich (M. Trapezius, M. Semispinalis, M. Splenius Capitis). Es erfolgte die Injektion direkt in die 3–5 schmerzhaftesten TP/Seite mit je 30–60 MU Dysport® (maximal 150 MU/Seite) bzw. identischem Volumen Placebo.

Ergebnisse: 1) 8 Wochen nach Injektion zeigte sich in der Verumgruppe eine SR gegenüber dem Ausgangswert von 65,75 auf 55,25 Punkten auf der VAS (SR von 16%). In der Placebogruppe zeigte sich nach 8 Wochen eine Steigerung der Symptome gegenüber dem Ausgangswert von 71,75 auf 84,7 Punkte auf der VAS (Zunahme von 18%). 2) 4 Wochen nach Injektion zeigte sich in der Verumgruppe eine SR auf der VAS von 65,75 auf 47,5 Punkte (26,7%). In der Placebogruppe zeigte sich eine SR von 71,75 auf 64 (10,5%). 12 Wochen nach der Injektion (Abschlussvisite) zeigte sich in der Verumgruppe eine SR von 65,75 auf 47 Punkte (27,5%). In der Placebogruppe von 71,5 auf 60,3 (16%). Es zeigten sich keine Änderungen der CGI. Es traten keine unerwünschten Ereignisse auf.

Schlussfolgerung: Es zeigte sich eine Tendenz zur SR bei langjährigem MFS bei Injektion geringer Dosen Dysport® direkt in die TP. Die Effekte waren geringfügig und spiegelten sich nicht im CGI wieder. In der verwendeten Dosis zeigten sich keine unerwünschten Wirkungen. Wir vermuten eine bessere SR bei Verwendung höherer Dosen Dysport®. Wir empfehlen die Durchführung einer Dosisfindungsstudie.