Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P45
DOI: 10.1055/s-2007-1032234

Überraschend rasche Hautreaktion nach intramuskulärer Botulinumtoxin-Injektion

J Hagenah 1, N Brüggemann 1, J Haas 1, A Moser 1, L Dögnitz 1
  • 1Lübeck, Berlin

Einleitung: Das Auftreten von lokalen oder generalisierten Hautreaktionen nach subkutaner oder intramuskulärere Injektion von Botulinumtoxin A ist nur in wenigen Einzelfallbeschreibungen publiziert worden und wird laut Datenbank und Fachinformationen der verschiedenen Hersteller in weniger als 1 von 1000 Fällen mit einer Latenz von Stunden bis Tagen angegeben. Das Erscheinungsbild bzw. der zeitliche Ablauf ist dabei sehr heterogen. Die Ursache ist bisher nicht bekannt. Eine schwere anaphylaktische Reaktion wurde bisher nur bei gemeinsamer Gabe von Botulinumtoxin und Lidocain berichtet. Im folgendem soll über zwei weitere Fälle von rasch auftretenden Hautreaktionen nach Verwendung unterschiedlicher Botulinumtoxinprodukte berichtet werden.

Fallberichte: Der erste Fall berichtet über eine 49- jährige Patientin mit spastischer armbetonten Hemiparese, bei welcher es ca. 6 Stunden nach intramuskulärer Injektion von Dysport zu einem segmental begrenzten, feinfleckigen Exanthem verbunden mit Pruritus gekommen war. Die Symptomatik besserte sich nach intravenöser Gabe eines Antihistaminikums am folgenden Tag. Es handelte sich bei der Injektion um keine Erstgabe. Im zweiten Fall kam es bei einem 63- jährigen Patienten mit einer spastischen Hemiparese wenige Minuten nach erstmaliger intramuskulärer Injektion von Botox zu einem allgemeinen Unwohlsein, vegetativer Begleitsymptomatik und nach ca. einer halben Stunde zu einem ebenfalls segmental begrenzten, feinfleckigen, teilweise konfluierenden Exanthem, welches sich innerhalb eines Tages ohne Therapie zurückbildete. Die Vitalzeichen waren zu jedem Zeitpunkt stabil. Zuvor war eine jahrelange Behandlung mit Dysport ohne Nebenwirkungen erfolgt.

Schlussfolgerung: Als mögliche Ursache für die zeitnahen Hautreaktionen nach intramuskulärer Botulinumtoxin A-Injektion kommt am ehesten eine allergische Reaktion in Frage, wobei im ersteren Fall eine Typ IV Reaktion (nach Coombs und Gell) und im zweiten Fall eher eine Typ I Reaktion zu diskutieren wären. Differentialdiagnostisch wäre allerdings auch eine pseudoallergische Reaktion oder Intoleranz gegenüber der verschiedenen Inhaltsstoffe der Produkte denkbar.