Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - A19a
DOI: 10.1055/s-2007-1032229

Botulinum Toxin A (Dysport®) in der Behandlung myofaszialer Schmerzen des oberen Rückens und des Halses: Vergleich der Effektivität bei individueller und bei standardisierter Auswahl der Injektionsareale

H Göbel 1, A Heinze 1, G Reichel 1, H Hefter 1, R Benecke 1
  • 1Kiel, Zwickau, Düsseldorf, Rostock

In zwei unterschiedlichen kontrollierten Studien wurde die Effektivität von BoNT-A (Dysport®) zur Behandlung von myofaszialen Schmerzen in Abhängigkeit von der Injektionstechnik und der Auswahl der Injektionsareale verglichen. Wir führten zwei prospektive, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte und multizentrische Studien über eine Dauer von 12 Wochen durch. Patienten mit mittelschweren bis schweren myofaszialen Schmerzen der Hals- und der Schultergürtelmuskulatur (mehr als 10 muskuläre Triggerpunkte, Erkrankungsdauer zwischen 6–24 Monaten) wurden randomisiert mit Dysport® oder isotoner NaCl-Lösung behandelt. In der Studie I (individuelle Injektion, N=145)) wurden in die zehn am stärksten schmerzempfindlichen Triggerpunkte jeweils 40 MU Dysport® injiziert. Diese Injektionsareale wurden aufgrund individueller klinischer Palpation ermittelt. In der Studie II (standardisierte Injektion, N=154) wurden mit ansonsten gleicher Methodik die Injektionen in zehn standardisiert festgelegte Punkte vorgenommen. Der Hauptwirksamkeitsparameter war die Anzahl der Patienten mit schwachen oder kein Schmerz in Woche 5 nach der Injektion. Sekundäre Wirksamkeitsparameter schlossen die Änderung der Schmerzintensität und die Anzahl schmerzfreier Tage ein. Zusätzlich wurde die Verträglichkeit und die Sicherheit analysiert. In der Studie I gaben fünf Wochen nach der Behandlung hochsignifikant mehr mit Dysport® behandelte Patienten schwachen oder keinen Schmerz an als mit Placebo behandelte Probanden (p=0.002). Bei standardisierter Injektion zeigte sich ebenfalls eine Schmerzlinderung, der Unterschied zur Placebobehandlung war jedoch geringer als bei individueller Injektion und zeigte sich zur Placebobehandlung als nicht signifikant unterschiedlich. In beiden Studien bewerteten sowohl Patienten als auch Ärzte die Behandlung mit Dysport® signifikant besser als mit Placebo. Die Therapie zeigte eine sehr gute Verträglichkeit und Sicherheit.

Schlussfolgerung: Dysport® führt in der Behandlung myofaszialer Schmerzen des oberen Rückens zu einer hochsignifikanten und nachhaltigen Schmerzlinderung. Die Injektionstechnik und die Auswahl der Injektionsareale sind für die Wirksamkeit von hoher Relevanz. Die individuelle Injektion in die am stärksten schmerzempfindlichen Triggerpunkte führt zu deutlich substanzielleren Therapieergebnissen als die standardisierte Injektion in festgelegte Injektionsareale.