Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - A18
DOI: 10.1055/s-2007-1032227

Behandlung der Sialorrhoe bei Kindern mit Botulinumtoxin A und B – mittelfristige Therapieergebnisse

AS Schröder 1, F Heinen 1, S Berweck 1
  • 1München

Fragestellung: Die Behandlung der Sialorrhoe bei Kindern durch intraglanduläre Injektion von Botulinumneurotoxin (BoNT) bietet eine neue Therapieoption. Aufgrund der guten Ergebnisse in den letzten Jahren hat sie zunehmend an Bedeutung gewonnen.

Unbeantwortet bleiben bisher die Fragen der optimalen Dosierung für die optimale Dauer des signifikanten therapeutischen Effektes, dem Nebenwirkungsprofil und mögliche präparatespezifische Vor- oder Nachteile.

Methoden: Von Juni 2003 bis November 2005 wurden insgesamt 35 Kinder in 61 Sitzungen ultraschallgesteuert in die Glandula parotis (2 Injektionsstellen) und Glandula submandibularis (1 Injektionsstelle) beidseits in Analgosedierung injiziert. Es erfolgte eine retrospektive Auswertung des Kollektivs bezüglich des verwendeten Präparates, der Dosierung, des Auftretens von Nebenwirkungen und Antikörpern, sowie der subjektiven Beurteilung des Therapieeffektes mithilfe des Goal Attainment Scalings (GAS).

Ergebnisse: Von 24 Patienten, die mit BoNT/B behandelt wurden, zeigten 19 ein initiales Ansprechen auf die Therapie (GAS mindestens -1), einer zeigte keine Ansprechen, bei vier Patienten lagen keine Angaben vor. Insgesamt wurden 46 Behandlungen mit BoNT/B durchgeführt. In der BoNT/A-Gruppe wurden 11 Patienten 15 mal behandelt. Fünf zeigten ein initiales Ansprechen, jeweils drei Patienten sprachen nicht an, oder es lagen keine Angaben vor (s. Tabelle). Fünf Patienten wechselten unter Therapie von BoNT/A zu BoNT/B mit anschließender Verbesserung des GAS bei drei Patienten. Drei Patienten wechselten von BoNT/B zu BoNT/A. In zwei Fällen zeigte sich eine Verschlechterung des GAS von 0 auf -2. Im Gesamtkollektiv zeigte sich ein besseres GAS in der BoNT/B Gruppe.

Die häufigste klinisch relevante Nebenwirkung war initiale Mundtrockenheit für maximal 2 Wochen. Eine nebenwirkungsbedingte Unterbrechung der Therapie trat nicht auf. Antikörper entwickelten zwei mit BoNT/B behandelte Patienten nach drei, respektive vier Behandlungen.

Schlussfolgerungen: BoNT bestätigt sich für eine Reihe von Patienten auch mittelfristig als effektive und nebenwirkungsarme Therapie. Hinweise für die Affinität von BoNT/B zum autonomen Nervensystem bilden sich in dieser retrospektiven Auswertung ab. Allerdings zeigte sich bereits bei 2 Patienten eine klinisch relevante Antikörperbildung gegen BoNT/B. Eine systematische Erfassung der behandelten Patienten liefert einen Beitrag zur Therapieoptimierung dieser Patienten und sollte fortgeführt werden.

Sessions

Anzahl der Behandlungen/Patient

Alter in Jahren

Dosis in MU

Dosis/kg KG

GAS

BoNT/A n=15

MW

1,4

10.2

81,7

4,1

-1

Botox™

Stabw

0,7

5,7

30,8

1,3

0,7

Min

1

2,2

42,0

2,4

-2

Max

3

22,3

152,0

6,7

0

BoNT/B n=46

MW

1,9

10,3

2097

88,5

-0,25

Neurobioc™

Stabw

1,5

5,3

606

21,8

0,7

Min

1

1,5

1000

36,0

-2

Max

5

25,2

3600

115,4

1