Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - A17
DOI: 10.1055/s-2007-1032226

Zur Therapie verschiedener Dysphagieformen mit Botulinumtoxin

C Koll 1, K Bartsch 1, H Schwörer 1, G Ramadori 1, R Laskawi 1
  • 1Göttingen

Fragestellung: Aufgrund der komplexen Funktionsabläufe während des Schluckaktes sind die Ursachen einer Dysphagie vielfältig, besonders neuromuskuläre Erkrankungen sind häufig. Während bei leichten Störungen Schlucktraining oder medikamentöse Therapie ausreichen, sind bei gravierenden Störungen chirurgische Maßnahmen notwendig. Botulinumtoxin findet bei unterschiedlichen Formen einer Dysphagie Anwendung, es gilt hier zu zeigen, dass diese Option geeignet ist, Funktionsstörungen des oberen und unteren Ösophagussphinkters effektiv zu therapieren.

Methoden: 36 Patienten (12 Frauen und 24Männer) mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren mit Relaxationsstörungen des oberen oder unteren Ösophagussphinkters (Achalasie) mit Dysphagie erhielten insgesamt 80 Injektionen Botulinumtoxin. 13 bereits vortherapierte Patienten blickten auf eine bereits erfolgte konservative, chirurgische oder Botulinumtoxin-Behandlung zurück. Die Dosierung reichte von minimal 30 Einheiten bis maximal 200 Einheiten Botulinumtoxin A (Fa. Allergan). In sechs Fällen wurde eine Dosissteigerung und in einem Fall eine Dosisreduktion bei Folgeeingriffen vorgenommen, bei 16 Patienten wurde nur eine Injektion appliziert, bei 13 Patienten blieb die Dosis unverändert. Bei 10 Patienten erfolgte die Injektion transoral (in den M. cricopharyngeus) mit starrem Endoskop bei Vorliegen einer Störung des oberen Ösophagussphinkters, bei 26 Patienten flexibel endoskopisch bei Vorliegen einer Achalasie.

Ergebnisse: 25 Patienten (69%) zeigten gutes Ansprechen, 5 Patienten (14%) zeigten kein Ansprechen, 6 Patienten (17%) waren ohne Angabe. 18 (50%) Patienten berichteten eine Symptomreduktion für mehr als 60 Tage. Als seltene Komplikation ist bei der Behandlung des oberen Ösophagussphinkters eine Verstärkung eines vorbestehenden Refluxes zu nennen.

Schlussfolgerung: Botulinumtoxin-A-Injektionen stellen eine gute Option in der Therapie bestimmter Dysphagieformen dar. Besonders bei Patienten mit erhöhter Komorbidität lässt sich hiermit eine ausgedehntere chirurgische Intervention umgehen, dieses gilt besonders für Achalasie-Patienten. Eine geplante Myotomie kann mittels Botulinumtoxin-Injektion simuliert werden. Auch nach Tumorresektionen kann Botulinumtoxin eine Behandlungsmöglichkeit von narbenbedingten Relaxationsstörungen des Ösophaguseinganges darstellen. Vor Beginn der Therapie ist eine interdisziplinäre Ursachenabklärung und funktionelle Diagnostik durchzuführen.