Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - A5
DOI: 10.1055/s-2007-1032224

Bioequivalenz verschiedener Präparate von Botulinumtoxin Typ A

K Wohlfarth 1, F Wegner 1, I Schwandt 1, A Wagner 1, U Bogdahn 1, W Schulte-Mattler 1
  • 1Leipzig, Regensburg

Einleitung: Die beiden klinisch eingesetzten Botulinumtoxin Typ A-Präparate (Dysport, Botox) unterscheiden sich in ihrer Potenz und Effektivität (biologische Aktivität). Diese differierende Bioverfügbarkeit ist möglicherweise auch auf Unterschiede in der Galenik und Zubereitung der Toxinpräparation zurückzuführen. Daraus resultieren vor allem in der klinischen Praxis erhebliche Probleme beim Wechsel von Therapiestrategien.

Methodik: Aus diesem Grund haben wir eine pharmakodynamische Charakterisierung (Dosis-Wirkungs-Beziehung) verschiedener Dosierungen (1,25; 2,5; 5,0; 7,5; 10 und 20 MU) und Konzentrationen (50 und 100 MU/ml) der beiden Produkte in einer kontrollierten, doppelblinden, randomisierten Studie an 79 gesunden Probanden untersucht. Dazu verwendeten wir ein in vivo-Testsystem (modifiziertes M.extensor digitorum brevis-Modell – EDB-Modell). Bei diesem Test wurden die motorischen Antwortpotentiale (CMAP) des EDB und zur Untersuchung von Diffusionseffekten die CMAP der Mm. abductor hallucis und abductor digiti minimi vor, 2 Wochen sowie 12 Wochen nach Injektion der entsprechenden Formulierung gemessen.

Ergebnisse: Beide Präparate führten zu einer signifikanten dosis- und konzentrationsabhängigen Amplitudenreduktion des EDB 2 und 12 Wochen nach Injektion. Der Vergleich der Dosis/Konzentrations-Wirkungs-Kurven ergab eine Dosisequivalenz Botox:Dysport=1:1,57 MU, wobei höhere Konzentrationen insgesamt zu deutlicheren Wirkungen führten. Beide Produkte führten 2 Wochen nach der Injektion zu kurzzeitigen, messbaren Effekten in der benachbarten Muskulatur. Während der Studiendauer wurden keine unerwünschten Wirkungen registriert.

Konklusion: Die Dosis-Wirkungs-Kurven der beiden untersuchten Produkte ergaben eine Dosisequivalenz von 1,57 MU Dysport ensprechend 1 MU Botox. Im EDB-Test war für beide Präparate in benachbarten Muskeln ein Effekt sicher messbar, was auf eine Diffusion über den Zielmuskel hinaus hinweist.