Zusammenfassung
Die Arbeit befaßt sich mit einer differenzierten Betrachtung der psychischen Bewältigung
der Belastung, wie sie von der Amniozentese (AC) und der anschließenden Wartezeit
bis zum Erhalt des Ergebnisses gesetzt wird. Eine Gruppe von 32 Frauen wurden aus
Altersgründen zur AC indiziert, eine zweite Gruppe von 30 Frauen wegen auffälliger
Anamnese. Die psychische Bewältigung der Belastung wurde mit den „Berner Bewältigungsformen“
prospektiv und retrospektiv beurteilt sowie die Angst vor der AC selbst durch die
Frauen geschätzt. Die Ergebnisse zeigen, daß das Erleben der Amniozentese selbst zwar
angstbeladen ist, jedoch weder von der Parität noch von dem Indikationsgrund noch
vom Informiertheitsgrad der Frau abhängt, sondern in erster Linie davon, ob die Frau
bereits eine AC hinter sich hat oder nicht.
Die Hälfte der Frauen wären bereit gewesen bei entsprechendem Ergebnis der AC die
Schwangerschaft abzubrechen. Die Bewältigung der Wartezeit zeigte, daß die Indikationsgruppe
„Alter“ den Streß mit einer optimistischen Grundhaltung verarbeitete. Die Gruppe „Anamnese“
hingegen verwendete eine Strategie, die psychisch komplexer, aber auch problematischer
ist. Ohne die Frauen mit auffälliger somatischer Anamnese auch im psychischen Sinne
als Risikogruppe zu bezeichnen, legen die Ergebnisse doch nahe, daß diesen Frauen
eine erhöhte Aufmerksamkeit seitens des Fachpersonals im Hinblick auf eine mögliche
psychologische Begleitung zukommen sollte.
Abstract
Anxiety as induced by amniocentesis and consequential strategies for coping there
with, are the focus of this study. A group of 32 women were selected for AC due to
age, and a second group of 30 women as a result of risk factors in the case history.
Anxiety related to AC was self-assessed by the patients and coping strategies were
rated according to the „Bernese Coping Modes“ prospectively and retrospectively. Results
indicate, that AC is anxiety-inducing, but does not vary with parity, indication or
the degree of information, but solely with the fact of preexisting experience or absence
of such with AC.
50 % of the patients would have been willing to interrupt the pregnancy, had the result
indicated a high risk of malformation. The coping with the waiting time until the
result of AC was known was such, that the „age“ group showed a great deal of optimism,
whereas the risk group used several coping modes, which are more complex and also
potentially problematic. This does not make the somatic risk group a psychological
hazard group, but nevertheless suggests, that Professionals should stand by to intervene
on a psychological plane.