Geburtshilfe Frauenheilkd 1990; 50(2): 124-131
DOI: 10.1055/s-2007-1026449
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Über den Einfluß der intrauterinen Mangelentwicklung und der Gestationsdauer auf den Status praesens des Neugeborenen

The Influence of Intrauterine Growth Retardation and the Gestation Period on the Apgar Score and Actual pH in NewbornsV. M. Roemer, K. H. Pfeiffer1
  • Frauenklinik des Kreiskrankenhauses Detmold (Chefarzt Prof. Dr. V. M. Roemer)
  • 1Universitäts-Frauenklinik Tübingen (Direktor: Prof. Dr. H. A. Hirsch)
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Publication Date:
16 June 2008 (online)

Zusammenfassung

Anhand von 14498 Einlingsgeburten zwischen der vollendeten 24. und 42. Schwangerschaftswoche wurde die Abhängigkeit des Apgar-Index nach einer Minute und des aktuellen pH in der Nabelarterie von zwei klinischen Variablen untersucht, nämlich:

  1. von der Gestationsdauer und

  2. vom Ausmaß der intrauterinen Mangelentwicklung.

Um letztere bestimmen zu können, wurde jedes der 14498 Kindsgewichte rechnerisch in eine Perzentile, also eine Zahl zwischen 0 und 100 transformiert.

Es zeigte sich, daß die Gestationsdauer einen signifikanten aziditätssteigernden Einfluß hat, der mit zunehmender Unreife immer stärker (nicht linear) zum Tragen kommt. Der Einfluß der intrauterinen Mangelentwicklung ist bei reifen Neugeborenen und adäquatem klinischen Management gering, aber nachweisbar. Bei Frühgeborenen und insbesondere bei ganz kleinen Frühgeborenen wird die intrauterine Mangelentwicklung zu einem markanten Risikofaktor: Zunehmende Hypotrophie führt zu einem vermutlich exponentiellen Ansteigen der Aziditätsziffern wie auch zu einer Zunahme der prozentualen Rate an niedrigen und ganz niedrigen ApgarZahlen. Hypertrophe Frühgeborene und überschwere Reifgeborene weisen ebenfalls ein erhöhtes Risiko auf.

Die genannten Einflüsse der klinischen Reife und der intrauterinen Versorgung führen zu einer kontinuierlichen, nicht sprunghaften Veränderung der Zustandsparameter des Neonaten.

Dies legt es nahe, über die gängigen Definitionen der Hypotrophie bzw. der Hypertrophie erneut nachzudenken. Die Daten lassen den Schluß zu, daß Prämaturität und Dysmaturität zwei wichtige Variablen sind, die ein individuelles, also nicht schematisierendes geburtshilfliches Vorgehen bei Frühgeburtlichkeit nahelegen.

Abstract

We investigated on the basis of 14,498 singleton births between the completed 24th and 42nd week of pregnancy, the dependence of the Apgar index after one minute and of the actual pH in the umbilical artery on two clinical variables

  1. the duration of gestation and

  2. the degree of intrauterine growth retardation.

To determine the latter, each of the 14498 infant weights was transformed arithmetically to a percentile, i.e. a figure between 0 and 100.

It was shown that the duration of pregnancy has a significant effect on increasing foetal acidity, which is greater (nonlinear correlation), the more immature the baby is. The unfluence of intrauterine growth retardation is slight but demonstrable in mature neonates and with adequate clinical management. In premature infants, especially in very small premature babies, intrauterine growth retardation becomes a major risk factor: increasing hypotrophy leads to a probably exponential rise of the acidity figures as well as to an increase in the percentage of low and very low Apgar scores. Hypertrophie premature babies and hypertrophic mature neonates are also subject to an increased risk.

The effects mentioned above, of clinical maturity and intrauterine nutrient and oxygen supply on the unborn baby, result in a numerical continuity in the behaviour of the parameters: there are no abrupt alterations.

This suggests, that the conventional definitions of hypotrophy or hypertrophy should be reconsidered. Furthermore, the data allow the conclusion, that prematurity and dysmaturity are two important variables thus suggesting an individual (i.e. non-schematic) obstetric procedure in premature deliveries.

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