Zusammenfassung
Die Spontanruptur der Leber im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft stellt eine
seltene, gefährliche Komplikation einer zumeist akut einsetzenden oder sich verschlimmernden
Prä-Eklampsie dar. Als wichtigstes klinisches Leitsymptom ist der rechtsseitige Oberbauchschmerz
anzusehen, der den betreuenden Arzt zur sofortigen Abnahme eines Gestose-Labors (Transaminasen,
Gerinnung, Thrombozyten, Rotes und Weißes Blutbild) veranlassen sollte. Bei der Bestätigung
der Diagnose eines HELLP-Syndroms ist eine konsequente intensivmedizinische Überwachung
über mehrere Tage notwendig. An die Gefahr einer freien Leberruptur muß gedacht werden,
die sowohl prä- als auch postpartal auftreten kann. Rechtsseitiger Oberbauchschmerz
und Zeichen einer abdominalen Massenblutung im Rahmen eines HELLP-Syndroms sind wichtige
Hinweise für eine eingetretene Leberruptur. Eine schnell durchzuführende Ultraschalluntersuchung
kann die Verdachtsdiagnose bestätigen. Die folgende Therapie wird im Regelfall die
Laparotomie mit dem Versuch einer chirurgischen Blutstillung sein. Nur im Ausnahmefall
ist ein konservativer Behandlungsversuch möglich. Patientinnen, die aus scheinbar
völliger Gesundheit ein HELLP-Syndrom entwickeln, sind besonders engmaschig, auch
zum Ausschluß einer Leberruptur, zu überwachen.
Abstract
Spontaneous hepatic rupture in pregnancy is a rare, but dangerous complication of
acute or progressing pre-eclampsia. Pain in the right upper quadrant is the most important
clinical symptom and should prompt immediate laboratory evaluation (transaminase,
coagulation profile, platelet count, red and white blood count). If the diagnosis
of HELLP syndrome is confirmed, close supervision in an intensive care unit is mandatory.
The danger of pre- or postpartal open hepatic rupture must be considered. Pain in
the right upper abdomen and signs of abdominal mass bleeding occurring within a HELLP
syndrome are important evidence for hepatic rupture. Immediate ultrasonic examination
may verify the tentative diagnosis. The usual therapy is then laparotomy with attempted
surgical haemorrhage control. A conservative clinical haemorrhage control attempt
is possible in exceptional cases only. Patients developing a HELLP syndrome although
otherwise in seemingly perfect health, require closely meshed monitoring to exclude
hepatic rupture.