Klin Padiatr 1992; 204(4): 288-292
DOI: 10.1055/s-2007-1025362
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neuroblastomscreening-Projekt ,,Niedersachsen/Nordrhein-Westfalen": Zur Notwendigkeit des epidemiologischen Vergleichs

Neuroblastoma Screening Project "Niedersachsen/Nordrhein-Westfalen": The Necessity of an Epidemiological ComparisonF.  Berthold1 , J.  Sander2 , A.  Baillot2 , D. H. Hunneman3 , J.  Michaelis4
  • 1Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde der Universität zu Köln
  • 2Medizinaluntersuchungsamt Hannover
  • 3Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Universität Göttingen
  • 4Institut für Medizinische Statistik und Dokumentation der Universität Mainz
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 March 2008 (online)

Abstract

The proof for the general evolution of metastatic neuroblastoma from localized disease by a low-speed process is lacking. The epidemiological approach would require the decrease of neuroblastoma related mortality by reduction of the number of metastatic cases per population unit as a result of a screening program. During 1983 through 1990 the neuroblastoma incidence in the FRG was 0.85-1.09 cases per 100 000 children less than 15 years of age. The mortality rate ranged between 0.25 and 0.49 deaths per 100 000 children. The project "Niedersachsen/Nordrhein-Westfalen" started April 1st, 1992 and is investigating urinary catecholamine metabolite excretion in infants at the age of 10-12 months and for a second time in toddlers at 17-19 months. The target population includes 24.7 million inhabitants with 267 000 births per year. The urine sampled on filter paper is analyzed using thin layer chromatography. Positive and questionable positive results are confirmed by HPLC and GC-MS. The aim of the study is to demonstrate the feasibility of the chosen approach. Furthermore first epidemiological data will be obtained. Until a population-based study on neuroblastoma mortality in screened versus controlled populations has proven the usefulness of the screening it cannot be recommended as a general service to the public.

Zusammenfassung

Der Beweis für den regelhaften Übergang lokalisierter Neuroblastome in metastasierte Erkrankungen steht noch aus. Ein epidemiologischer Lösungsansatz erfordert, daß durch ein Screening die Zahl der Fälle mit metastasierter Erkrankung pro Bevölkerungseinheit reduziert wird und daraus folgend die Neuroblastom-Mortalität zurückgeht. Von 1983 bis 1990 lag die Inzidenz in der Bundesrepublik bei 0,85 bis 1,09 Fällen pro 100 000 Kindern und Jahr. Die Mortalität schwankte zwischen 0,25 und 0,49 Todesfällen pro 100 000 Kindern und Jahr. Das Projekt Niedersachsen/Nordrhein-Westfalen untersucht ab 1. 4. 1992 Säuglinge und Kleinkinder der beiden Bundesländer auf erhöhte Katecholaminmetabolit-Ausscheidung im Urin. Zielgruppe ist eine Bevölkerung von 24,7 Millionen mit 267 000 Geburten pro Jahr. Der erste Test wird im Rahmen der U6-Vorsorgeuntersuchung im Alter von 10-12 Monaten, der zweite Test mit 17-19 Lebensmonaten in zeitlichem Zusammenhang mit Impfungen angeboten. Die Untersuchung des auf Filterpapier getrockneten Urins erfolgt mittels Dünnschichtchromatographie, wobei ein pathologisches oder zweifelhaftes Ergebnis mittels HPLC und Gaschromatographie mit Massenspektrometrie an der gleichen Urinprobe überprüft wird. Ziel der Pilotphase ist es, Durchführbarkeit und Praktikabilität des Projektes zu überprüfen. Darüber hinaus können erste epidemiologische Daten zu möglichen Inzidenzänderungen bei lokalisierten und metastasierten Neuroblastomen erwartet werden. Der Beweis für den Nutzen eines Neuroblastom-Screenings ist aber erst dann erbracht, wenn sich die Neuroblastom-Mortalität im Screeninggebiet signifikant von der Neuroblastom-Mortalität in Nicht-Screeninggebieten unterscheidet. Eine Ausweitung des Screenings auf das gesamte Bundesgebiet ist bis zum Vorliegen solcher Daten nicht sinnvoll.

    >