Klin Padiatr 1993; 205(5): 325-331
DOI: 10.1055/s-2007-1025243
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Harnwegsinfektionen im Kindesalter

Altes und NeuesUrinary Tract Infections in ChildhoodB.  Lettgen
  • Univ.-Klinikum Essen, Klinik u. Poliklinik f. Kinderheilkunde, Abt. Pädiatrische Nephrologie
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. März 2008 (online)

Abstract

Urinary tract infections are one of the most frequent infections during childhood. About 5% of all girls and 0.5% of all boys are suffering from at least one urinary tract infection until the end of schooltime (14, 20).

While the boys predominate in the first year of life with decreasing incidence of infection later on the girls remain predisposed up to an age of twelve. Each pediatrician faces every day the problem of a quick diagnosis and an appropriate therapy of urinary tract infections. While symptomless bacteriuria and cystourethritis do not destroy the renal parenchyma recurrent pyelonephritis may cause irreversible parenchyma scars up to a dialysis demanding renal failure.

Besides the well-known mechanical risk factors (i.e. obstruction, reflux) functional risk factors like impaired bladder function alone as well as combined with mechanical ones are gaining in significance (16).

Another factor predisponing to recurrent urinary tract infections is a local immunologic impairment of the urinary tract (i.e. P1-bloodgroup antigen, decreased urothelial function, increased urothelial colonisation).

Age-appropriate and individual diagnosis and treatment are necessary first to avoid late damages and second to protect the children against unnecessary diagnostic and therapeutical managements.

Zusammenfassung

Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Infektionen im Kindesalter. Bis zum Ende der Schulzeit machen ungefähr 5 Prozent aller Mädchen und 0.5-1 Prozent der Jungen mindestens eine Harnwegsinfektion (HWI) durch (14, 20). Im Säuglingsalter überwiegen die Jungen; die Anfälligkeit für symptomatische Harnwegsinfektionen nimmt bei den Jungen dann bis zum 2. Lebensjahr stark ab. Bei den Mädchen besteht die Anfälligkeit jedoch bis zum 12. Lebensjahr. Jeder kinderbetreuende Arzt steht täglich vor der Aufgabe, Harnwegsinfektionen sicher zu diagnostizieren und angemessen zu therapieren. Während asymptomatische Bakteriurien und Cystourethritiden keinen Schaden am Nierenparenchym hervorrufen, können rezidivierende Pyelonephritiden zu irreversiblen Parenchymnarben und zum Funktionsverlust bis hin zur dialysepflichtigen Niereninsuffizienz führen.

Neben den bekannten mechanischen Risikofaktoren (Obstruktionen, Refluxe) haben zunehmend funktionelle Risikofaktoren (Störung der Blasenfunktion) allein oder im Zusammenhang mit mechanischen Risikofaktoren an Bedeutung gewonnen (16). Ein dritter Faktor, der zu rezidivierenden Harnwegsinfektionen prädisponiert, ist eine beeinträchtigte lokale Immunologie des Harntraktes (P1-Blutgruppenantigen, verminderte Urothelfunktion, vermehrte periurethrale Kolonisation).

Eine altersentsprechende und dem individuellen Risiko angepaßte Diagnostik und Therapie ist notwendig, um einerseits Spätschäden zu verhindern, andererseits Kinder vor unnötigen diagnostischen Maßnahmen und einer unnötigen Therapie zu bewahren.

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