Geburtshilfe Frauenheilkd 1997; 57(9): 496-499
DOI: 10.1055/s-2007-1023125
Geburtshilfe: Daten und Umfragen

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die unterschiedliche Infektmorbidität des Neugeborenen in Abhängigkeit von der Geburtseinleitung nach vorzeitigem Blasensprung*

Differences in Neonatal Morbidity Depending on Induction of Labour after Premature Rupture of MembranesA. Klee, T. Hitschold, P. Berle
  • Frauenklinik, Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken, Wiesbaden (Direktor: Prof. Dr. P. Berle)
* Mit Unterstürzung des Vereins zur Forschung und Fortbildung von Nachwuchskräften in Gynäkologie und Geburtshilfe.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
17. Juni 2008 (online)

Zusammenfassung

In zwei aufeinanderfolgenden Zeitabschnitten von 6 Monaten wurden Einlingsgeburten nach vorzeitigem Blasensprung (VBS) ab der 33. Schwangerschaftswoche zwei unterschiedlichen Behandlungsregimen unterworfen. Während der ersten 6 Monate wurde 48 Stunden nach vorzeitigem Blasensprung die Geburt eingeleitet, sofern zu diesem Zeitpunkt noch keine Wehentätigkeit bestand (Gruppe 1). In dem sich anschließenden Zeitraum von weiteren 6 Monaten wurde bei Ausbleiben einer zervixwirksamen Wehentätigkeit die Geburt schon 12 Stunden nach vorzeitigem Blasensprung eingeleitet (Gruppe 2). Geburtsverlauf und kindliche Morbidität wurden in beiden Gruppen analysiert. In Gruppe 1 betrug die Einleitungsrate 7,6%, verglichen mit 25,7% in Gruppe 2. Kein signifikanter Unterschied war bei den Entbindungsraten nach 48 Stunden und bei der operativen Entbindungsfrequenz zu beobachten (88,9% vs. 94,6% und 28,5% vs. 30,1 %). Eingeleitete Geburten der Gruppe 2 wiesen eine erhöhte operative Entbindungsfrequenz auf (42% vs. 33%). Die Dauer vom Beginn regelmäßiger Wehentätigkeit bis zur Geburt war verlängert (15 Stunden vs. 9 Stunden). Die Sektioraten unter dem Verdacht auf ein Amnioninfektionssyndrom wie auch die daraus resultierenden Verlegungsraten in die Kinderklinik differierten weder in den Gruppen 1 und 2 noch bei den Einleitungen. In Gruppe 1 fand sich eine Infektmorbidität von 3,8% gegenüber einer Infektmorbidität von 5,7% in Gruppe 2. Bei den 48 Stunden nach vorzeitigem Blasensprung eingeleiteten Geburten trat kein Fall von Pneumonie oder anderer Infektmorbidität auf, verglichen mit 7,4% bei Einleitung nach 12 Stunden. Ein aktives geburtshilfliches Management stellt somit für die Neugeborenen keinen therapeutischen Benefit dar.

Abstract

Over a period of about six months each, deliveries after premature rupture of membranes (PROM) and a confirmed gestational age of > 32 weeks were subjected to either of the following regimes: During the first 6 months induction was started 48 hours after PROM in the absence of spontaneous labour (Group 1). During the following 6 months labour was induced 12 hours after PROM in case of lacking labour-dependent cervical dilatation (Group 2). Progress of delivery and neonatal morbidity were analysed in both groups. 7.6% of the deliveries had to be induced in Group 1 compared with 25.7% in Group 2. No significant difference in the delivery rate after 48 hours and in the operative delivery rate could be observed (88.9% vs. 94.6% and 28.5% vs. 30.1%). Comparing both subgroups, which underwent induction, revealed an increased operative delivery rate in Group 2 (42% vs. 33%). The period of labour in this group was prolonged (15 hours vs 9 hours). Caesarean section because of an amnionic infection syndrome and transfer to the neonatal care unit were not found to be different in groups 1 and 2 as well as in the corresponding subgroups. Severe infections such as pneumonia or amnionic infection syndrome were observed in 3.8% (Group 1) and in 5.7% (Group 2). 7.4% of the newborn, delivered after induction of labour 12 hours following PROM, developed these infections, whereas no case arose when labour was induced after 48 hours. These data suggest no benefit for newborn delivered after induction of labour 12 hours following PROM, compared to newborn delivered after an expectant labour by induction after 48 hours.

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