Zusammenfassung
In zwei aufeinanderfolgenden Zeitabschnitten von 6 Monaten wurden Einlingsgeburten
nach vorzeitigem Blasensprung (VBS) ab der 33. Schwangerschaftswoche zwei unterschiedlichen
Behandlungsregimen unterworfen. Während der ersten 6 Monate wurde 48 Stunden nach
vorzeitigem Blasensprung die Geburt eingeleitet, sofern zu diesem Zeitpunkt noch keine
Wehentätigkeit bestand (Gruppe 1). In dem sich anschließenden Zeitraum von weiteren
6 Monaten wurde bei Ausbleiben einer zervixwirksamen Wehentätigkeit die Geburt schon
12 Stunden nach vorzeitigem Blasensprung eingeleitet (Gruppe 2). Geburtsverlauf und
kindliche Morbidität wurden in beiden Gruppen analysiert. In Gruppe 1 betrug die Einleitungsrate
7,6%, verglichen mit 25,7% in Gruppe 2. Kein signifikanter Unterschied war bei den
Entbindungsraten nach 48 Stunden und bei der operativen Entbindungsfrequenz zu beobachten
(88,9% vs. 94,6% und 28,5% vs. 30,1 %). Eingeleitete Geburten der Gruppe 2 wiesen
eine erhöhte operative Entbindungsfrequenz auf (42% vs. 33%). Die Dauer vom Beginn
regelmäßiger Wehentätigkeit bis zur Geburt war verlängert (15 Stunden vs. 9 Stunden).
Die Sektioraten unter dem Verdacht auf ein Amnioninfektionssyndrom wie auch die daraus
resultierenden Verlegungsraten in die Kinderklinik differierten weder in den Gruppen
1 und 2 noch bei den Einleitungen. In Gruppe 1 fand sich eine Infektmorbidität von
3,8% gegenüber einer Infektmorbidität von 5,7% in Gruppe 2. Bei den 48 Stunden nach
vorzeitigem Blasensprung eingeleiteten Geburten trat kein Fall von Pneumonie oder
anderer Infektmorbidität auf, verglichen mit 7,4% bei Einleitung nach 12 Stunden.
Ein aktives geburtshilfliches Management stellt somit für die Neugeborenen keinen
therapeutischen Benefit dar.
Abstract
Over a period of about six months each, deliveries after premature rupture of membranes
(PROM) and a confirmed gestational age of > 32 weeks were subjected to either of the
following regimes: During the first 6 months induction was started 48 hours after
PROM in the absence of spontaneous labour (Group 1). During the following 6 months
labour was induced 12 hours after PROM in case of lacking labour-dependent cervical
dilatation (Group 2). Progress of delivery and neonatal morbidity were analysed in
both groups. 7.6% of the deliveries had to be induced in Group 1 compared with 25.7%
in Group 2. No significant difference in the delivery rate after 48 hours and in the
operative delivery rate could be observed (88.9% vs. 94.6% and 28.5% vs. 30.1%). Comparing
both subgroups, which underwent induction, revealed an increased operative delivery
rate in Group 2 (42% vs. 33%). The period of labour in this group was prolonged (15
hours vs 9 hours). Caesarean section because of an amnionic infection syndrome and
transfer to the neonatal care unit were not found to be different in groups 1 and
2 as well as in the corresponding subgroups. Severe infections such as pneumonia or
amnionic infection syndrome were observed in 3.8% (Group 1) and in 5.7% (Group 2).
7.4% of the newborn, delivered after induction of labour 12 hours following PROM,
developed these infections, whereas no case arose when labour was induced after 48
hours. These data suggest no benefit for newborn delivered after induction of labour
12 hours following PROM, compared to newborn delivered after an expectant labour by
induction after 48 hours.