Geburtshilfe Frauenheilkd 1998; 58(11): 597-604
DOI: 10.1055/s-2007-1023008
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Quality-of-Life-Fragebogen bei Patientinnen mit Harninkontinenz

A Questionnaire on Quality of Life in Female Urinary IncontinenceJ. Bong, G. de Gregorio, W. Schuth
  • Universitätsfrauenklinik Freiburg i. Br.
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Publication Date:
17 June 2008 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Diese Studie untersucht mit Hilfe eines Quality-of -Life -Fragebogens den Einfluß von Inkontinenz auf die Lebensqualität und setzt diese in Beziehung zur urodynämischen Diagnose und dem Ausmaß des Urinverlusts im Pad-Test.

Methode: 59 Patientinnen erhielten einen Fragebogen zur Selbsteinschätzung der Blasenfunktion und mit Fragen zum Einfluß des ungewollten Urinabgangs auf verschiedene Alltagssituationen. Jeder Frage wurde ein Punktwert zwischen 0 und 3 zugeordnet, so daß sich bei 21 Fragen ein Gesamtpunktwert zwischen 0 und 63 errechnete (impact score).

Ergebnisse: 10,2% der Fragen wurden nicht beantwortet, trotz gründlicher Überarbeitung des Fragebogens vor allem hinsichtlich leichter Verständlichkeit. Unsere Beobachtungen weisen darauf hin, daß die Selbstwahrnehmung und die Aktivitäten des täglichen Lebens in einem größeren Ausmaß beeinträchtigt werden als die sozialen Beziehungen. Patientinnen mit reiner Streßinkontinenz erreichten einen signifikant niedrigeren Punktewert im Fragebogen im Vergleich zu denen mit Detrusorinstabilität (35,4 vs. 49,3). Unterteilt man diese beiden Gruppen nach dem Schweregrad der Inkontinenz, so zeigt sich bei der reinen Streßinkontinenz eine Zunahme des Punktewerts mit dem Schweregrad. Eine solche Abhängigkeit findet sich bei den Patientinnen mit Detrusofinstabilität nicht. Die Korrelationsanalyse zwischen dem Punktewert im Fragebogen und Urinverlust im Pad-Test ergab keine signifikante Korrelation auf dem 5%-Niveau (r = 0,244).

Schlußfolgerung: Beim Vergleich der Punktwertgruppe mit dem Inkontinenzgrad fällt auf, daß ein erheblicher Anteil der Patientinnen einen deutlich höheren Punktewert erreicht als es dem Inkontinenzgrad entsprechen wurde. Das subjektive Erleben läßt also oft einen schwereren Inkontinenzgrad vermuten als die objektive klinische Untersuchung zeigt. Hierdurch ist der Einsatz eines Quality-of-Life-Fragebogens in der Inkontinenzdiagnostik eingeschränkt. Hierbei muß insbesondere berücksichtigt werden, daß die urogynäkofogische Untersuchung nur einen punktuellen Ausschnitt in der Lebenssituation der Frau erfaßt, während die subjektiven Angaben doch eine größere Leidensspanne der Patientin umfassen. Dies unterstreicht die Wertigkeit dieser Angaben, so daß die Erfassung des Leidensdrukkes als unabhängige Größe für jede Beurteilung einer Inkontinenz-Patientin ratsam erscheint.

Abstract

Objective: This study assesses the influence of incontinence on guality of life by means of a guestionnaire and sets that in relation to urodynamic diagnosis and the loss of urine measured by the pad test.

Methods: 59 patients received a questionnaire for self-assessment of urinary leakage and influence of urinary loss on different daily activities. The impact score was calculated by 21 questions each with 0 to 3 points.

Results: 10.2% of the questionnaires were not completed in spite of thorough revision of the questionnaire for easy appreciation. Our observations indicate a greater impairment of selfperception and daily activities than of social relationship. Patients with stress incontinence had a significantly lower impactscore according to the guestionnaire compared with patients suffering from detrusor instability (35.4 vs. 49.3). Furthermore, an increase in impact score according to the degree of stress incontinence could be demonstrated. This correlation was not found in patients with detrusor instability. The analysis of correlation between impact score and loss of urine in pad-test did not yield a correlation on the 5% level.

Conclusion: A considerable part of patients had a higher degree of impact than would correspond to the degree of objective incontinence. This suggests that subjective experience indicates a higher degree of incontinence than objective clinical methods could prove. The urogynaecological examination considers the patient's situation at a certain point whereas a questionnaire with subjective statements gives a review over a long time of impairment by loss of urine. This emphasises the value of this additional information, so that it seems advisable to registrate the impact as an independent parameter for the assessment of patients suffering from incontinence.

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