Operative Entfernung eines inkarzerierten vaginalen Fremdkörpers (Plastikbecher) nach jahrelanger Mißhandlung

Zusammenfassung

Eine 23jährige Patientin. 0-Cravida. wurde zur Entfernung eines vaginalen Fremdkörpers stationär aufgenommen. Im Rahmen der Anamnese gab die Patientin gelblichen Ausfluß und ziehende Unterbauchschmerzen seit 3 Monaten an. Weiterhin berichtete die Patientin zögerlich von über 4 Jahren zurückliegenden regelmäßigen Mißhandlungen und Vergewaltigungen über einen Zeitraum von 2œ Jahren durch ihren damaligen Lebensgefährten. Der Lebensgefährte wurde nach einer Anzeige der Patientin rechtskräftig zu einer Haftstrafe verurteilt. Mit ihrem aktuellen Partner hatte die Patientin bislang keinen Geschlechtsverkehr. Bei der gynäkologischen Aufnahmeuntersuchung zeigte sich ein harter, kantiger Fremdkörper, der linksseitig parametran zwischen Harnblase und Rektum lag. Es wurde zunächst versucht, den Fremdkörper nach Zysto- und Rektoskopie laparoskopisch assistiert von vaginal zu entfernen. Letztlich wurde der Fremdkörper nach Pfannenstiel-Laparotomie und intraoperativer intraabdominaler Ultraschallorientierung mit Hilfe einer Kocher-Klemme von vaginal und manueller Unterstützung von abdominal aus einer paravaginalen Höhle links zwischen Harnblase und Rektum extrahiert. Der Fremdkörper wurde als 40 × 32 mm großer, starrer Plastikbecher identifiziert. Die Bedeutung der präoperativen Anamnese, der gynäkologischen Untersuchung, der intraoperativen Ultraschalldiagnostik und der sorgfältigen Planung des operativen Eingriffes mit umfassender Aufklärung der Patientin werden dargelegt. Psychotherapeutische Aspekte werden diskutiert.

Abstract

A 23-year old patient, gravida-0, was admitted for surgical removal of a vaginal foreign body. She complained of yellow vaginal discharge and persistent pelvic pain over the last three months. History revealed that 4 years ago the patient had been regularly sexually abused by her partner over a period of 2œ years. She denied any sexual activity with her actual partner. Pelvic examination revealed a hard, rimmed foreign body in the left parametran space between urinary bladder and rectum. After cystoscopy and rectoscopy we tried to remove the foreign body from the vagina with laparoscopic assistance. Pfannenstiel-laparotomy had to be performed and the object was grasped with Kocher clamps. The foreign body was removed vaginally out of a paravaginal cavity between urinary bladder and rectum on the left side by applying traction on the clamps after intraoperative, intraabdominal ultrasound. The foreign body was identified as a 40 × 32 mm rimmed plastic cup. We discuss the importance of presurgical history, pelvic examination, intraoperative ultrasound orientation and exact planning of the surgical procedure with detailed information from the patient. Psychotherapeutical aspects are considered.