Zusammenfassung
Mehr als 30 Jahre nachdem der idiopathische Normaldruckhydrozephalus („normal pressure
hydrocephalus”, NPH) erstmals beschrieben wurde, bleiben viele Fragen zur Ätiologie,
Pathogenese und Pathophysiologic offen. In den letzten Jahren wurde deutlich, dass
die Gangstörung die größte klinische Relevanz besitzt. Daneben finden sich bei vielen
Patienten weitere motorische Störungen. Die einzige effektive Therapie ist die Versorgung
mit einem Shuntsystem. Die präoperative Auswahl der Patienten kann schwierig sein.
Problematisch ist besonders die differentialdiagnostische Abklärung der subkortikalen
vaskulären Enzephalopathie. Die Verdachtsdiagnose wird anhand klinischer Kriterien
gestellt, und durch morphologische bildgebende Verfahren, probatorische Liquorentlastung,
funktionelle bildgebende Methoden und invasive Untersuchungen der Liquordynamik weiter
abgeklärt. Die pathomorphologischen Befunde sind uneinheitlich. Autoptisch und kernspintomographisch
zeigen sich häufig Läsionen des periventrikulären und tiefen Marklagers. Vaskuläre
Risikofaktoren finden sich vermehrt bei Patienten mit idiopathischem NPH im Vergleich
zu Kontrollkollektiven. Insbesonders ist eine signifikante Assoziation zwischen idiopathischem
NPH und arterieller Hypertonie auffällig. Bei sorgfältiger präoperativer Auswahl kann
heute eine Befundbesserung in der Regel bei 80-90% der operierten Patienten erreicht
werden. In den letzten Jahren ist es zu neuen Entwicklungen in der Shunttechnologie
gekommen, welche möglicherweise die Frequenz der Shuntdysfunktion im mittelfristigen
Verlauf erniedrigen. Nach dem heutigen Wissensstand ist der idiopathische NPH wahrscheinlich
ein heterogenes Krankheitsbild, das zum einen mit Entitäten wie der vaskulären Enzephalopathie
assoziiert sein kann und dem zum anderen unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen
können.
Summary
More than 30 years after the initial description of idiopathic normal pressure hydrocephalus
(NPH) many questions regarding etiology, pathogenesis and pathophysiology remain unanswered.
Within the past few years it became evident that gait disturbance is the predominant
clinical symptom. In addition, many patients display other motor symptoms. The only
treatment that provides adequate relief is the placement of a shunt system. Preoperative
selection of patients can be challenging. In particular, differential diagnosis of
subcortical vascular encephalopathy is problematic. Idiopathic NPH is tentatively
diagnosed according to clinical criteria, and is further assessed and ascertained
by morphologic imaging studies, probationary cerebrospinal fluid removal, functional
imaging studies and examination of cerebrospinal fluid dynamics. Pathomorphological
findings are inconsistent. Frequently, lesions of the periventricular and of the deep
white matter are found in autopsy and MRI studies. Vascular risk factors are more
common in patients with idiopathic NPH than in control groups. In particular, the
significant association between idiopathic NPH and arterial hypertension is remarkable.
Postoperative improvement can nowadays be achieved in 80% to 90% of patients after
appropriate preoperative selection. During the past few years new developments in
shunt technology have emerged which in the long run will possibly reduce shunt dysfunction.
Idiopathic NPH most probably presents an inhomogeneous clinical entity which can be
associated with other entities such as vascular encephalopathy and which may be related
to different underlying causes.