Zusammenfassung
Sowohl bei der Migräne als auch bei der Epilepsie finden sich transiente neurologische
Symptome, ein zumeist normaler neurologischer Untersuchungsbefund zwischen den Ereignissen
und eine z.T. genetische/familiäre Disposition. Epidemiologische Studien weisen auf
eine Assoziation der beiden Erkrankungen hin, die aber nicht durch Beginn, Klassifikation,
Ätiologie und Familienanamnese der Epilepsie spezifiziert werden kann. Ein gemeinsames
Auftreten findet sich bei 1. Epilepsien im Kindesalter, 2. symptomatischen Genesen,
3. postiktalem Migränekopfschmerz, 4. zufälliger Koinzidenz von idiopathischer Migräne
und idiopathischer Epilepsie, 5. migräneinduzierter symptomatischer Epilepsie und
6. durch migräneaureninduzierte Epilepsie. Als Pathomechanismus für durch Migräneauren
induzierte Epilepsie wird das Modell der „spreading depression” diskutiert. Eine genetische
Determinierung der Komorbidität kann derzeit nicht belegt werden. Empfehlungen einer
effektiven Co-Therapie gibt es derzeit nicht, nur bei der Valproinsäure ist bisher
eine antimigränöse und eine antiepileptische Wirksamkeit bewiesen. Aufgrund der vorliegenden
Daten sind Migräne und Epilepsie Erkrankungen unterschiedlicher Entität und Atiopathogenese.
Die Komorbidität beruht am ehesten auf einer veränderten elektrischen Stabilität,
die zu epileptischen Anfällen und Migräneattacken disponiert.
Summary
In migraine and epilepsy transient neurological symptoms, normal neurological and
physical findings between events and genetic/familiar diposition are common. Epidemiologic
studies indicate a relationship, which cannot be specified by begin, classification,
aetiology and familar history of epilepsy. Reasons for coexisting of migraine and
epilepsy are 1) epilepsies in childhood, 2) symptomatic causes, 3) postictal migraine
headache, 4) random coincidence, 5) symptomatic epilepsy induced by migraine for many
years and 6) migraine aura induced epilepsy. „Spreading depression” is a proposed
mechanism for migraine aura induced epilepsy. A genetic determination of comorbidity
and an effective co-therapy are not described yet. Only for valproate an antimigraine
and antiepileptic efficiency is proven. In conclusion migraine and epilepsy are disorders
of different entities and pathophysiologies. The relationship may be based on an altered
brain state with increased electrical instability disposing to epilepsy and migraine.