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DOI: 10.1055/s-2007-1011514
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Gemeinsam anpacken - zum Wohle des Patienten!
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
12. Dezember 2007 (online)
Die Deutschen sind die dicksten Europäer, haben die schlechteste Blutdruckkontrolle und die höchste Schlaganfallrate ... Solche und ähnliche Warnungen waren in den letzten Wochen in der medizinischen Fach- und Laienpresse immer wieder zu lesen. Wenn sie die Situation auch manchmal überzeichnen, falsch liegen die Autoren solcher Artikel nicht. Die Auswirkungen von Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes auch auf die Niere sind enorm: Immerhin haben von rund 80 Millionen Deutschen etwa acht Millionen eine mäßiggradige Niereninsuffizienz und rund 80000 benötigen eine Nierenersatztherapie - Tendenz steigend. Doch obwohl diese Zahlen besorgniserregend sind, sind zum Beispiel bezüglich der Prävention erste Erfolge messbar, meinte Prof. Reinhard Brunkhorst, Hannover, auf dem diesjährigen Jahreskongress der Gesellschaft für Nephrologie in München. „Gemeinsam mit dem Nephrologen kann man viel tun”, so sein Statement.
Doch bei dieser sicherlich wichtigen Diskussion kommen in letzter Zeit oft die Patienten zu kurz, die einen schicksalhaften Verlust ihrer Nierenfunktion erleiden und zum Beispiel an einer Glomerulonephritis oder Zystennieren erkranken. Immerhin sind dies rund ein Fünftel aller Nierenpatienten! Ein weiteres Manko sind die nur wenigen randomisierten Studien, die im Fachgebiet der Nephrologie durchgeführt werden, kritisierte Prof. Jürgen Floege, Aachen, auf der Pressekonferenz der GfN in München. Unter anderem mit einer aktuellen europäischen Multizenterstudie bei Patienten mit IgA-assoziierter Glomerulonephritis will man hier jetzt Abhilfe schaffen. Im Rahmen dieser Studie werden zwei bereits getestete Therapieprinzipien miteinander verglichen. Studienfrage ist, ob eine zusätzliche Immunsuppression und Chemotherapie auf dem Boden einer optimalen supportiven Therapie einen zusätzlichen Benefit für die Patienten bringt.
Geprüft wird derzeit auch das Potenzial von Chemokinen (Münchener Forschungsgruppe), einer Hemmung des „platelet derived growth factor” (PDGF) und die antifibrotische Wirkung des „connective tissue growth factor” (CTGF). Eine weitere Herausforderung sieht Floege darin, die Patienten genetisch bedingter, fokal segmentierter Glomerulosklerose über einen Gentest vor einer Übertherapie zu schützen. Denn ein Gutteil der Fälle beruht auf einer genetischen Basis, in denen eine Immunsuppression nichts bringt außer einer Gefahr für den Patienten. Mit einem Gentest könnte man genau die Patienten identifizieren, die eben nicht von einer Behandlung profitieren.
Es tut sich also was in der Nephrologie. Erreichen kann man aber nur etwas, wenn man zusammenarbeitet. Das muss auf internationaler und interdisziplinärer Ebene geschehen, denn nur so lassen sich ausreichend große Studien durchführen und finanzieren oder die Patienten optimal versorgen. Dazu zählt aber auch die gute Zusammenarbeit im „Kleinen”: in der nephrologischen Praxis oder Klinik, der Dialysestation oder dem Dialysezentrum. Die diversen nephrologischen Fachgesellschaften haben die Zeichen der Zeit längst erkannt und bemühen sich zum Wohl aller Nierenkranken um eine intensive nationale und internationale Kooperation. Und auch die AfnP e. V. reagiert mit einer aktuellen Namensänderung auf die sich immer mehr vernetzenden Strukturen in der Nephrologie. Als Verband für alle in der Nephrologie Beschäftigten heißt es im Namen der AfnP jetzt nicht mehr Arbeitsgemeinschaft für nephrologisches Pflegepersonal, sondern: Arbeitsgemeinschaft für nephrologisches Personal. Da lässt sich nur wünschen, dass die Bemühungen aller nephrologisch ausgerichteten Fachgruppen im nächsten Jahr weiter Früchte tragen.