Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1985; 20(2): 89-94
DOI: 10.1055/s-2007-1003093
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Situation von Angehörigen auf der Intensivstation

The Situation of Relatives in the ICUH.-J. Hannich, Ch. Wedershoven
  • Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin der Westfälischen Wilhelms-Universität (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. P. Lawin)
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Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Untersuchungen zur Situation von Angehörigen auf der Intensivstation liegen bislang kaum vor. Aus diesem Grunde wird eine Studie durchgeführt, die Angehörige hinsichtlich ihrer Eindrücke von der Intensivbehandlung befragt. Zu diesem Zweck wurde ein 46 Items umfassender Fragebogen konstruiert, der sich auf folgende Bereiche bezieht:

- auf den Erstkontakt mit der Intensivstation.

- auf das Erleben der Situation auf der Intensivstation,

- auf das Ausmaß an Aufklärung zur Situation des Patienten,

- auf die psychosozialen Hilfen zur Situationsbewältigung,

- auf die nachfolgende Bewertung der Erfahrungen auf der Intensivstation.

Der Fragebogen wurde an 210 Angehörige ehemaliger Langzeitpatienten der Intensivstation verschickt, die Antworten von 57 Befragten konnten ausgewertet werden.

Es zeigt sich, daß der Erstkontakt des Angehörigen mit der Intensivstation geprägt wird durch die Sorge um das Befinden des Patienten, so daß vorausgehende Informationen zu seinem Zustand und zu der Intensivstation als hilfreich erlebt werden. Der Kontakt zum Kranken löst Unruhe, Mitleid und Verzweiflung aus; Angehörige moribunder Patienten beschreiben zusätzliche Trauergefühle. Zudem besteht ein hohes Informationsbedürfnis bzgl. des Zustandes des Patienten.

Der Technik auf der Intensivstation wird von der Mehrzahl der Angehörigen eine beruhigende Wirkung zugesprochen, ebenso fühlen sich die wenigsten durch das Miterleben therapeutischer Maßnahmen beeinträchtigt. Die Beziehung zum Ärzte- und Pflegepersonal wird, insbesondere von Angehörigen überlebender Patienten, als positiv eingeschätzt. Im Rückblick besteht bei den Angehörigen - ähnlich wie bei ehemaligen Intensivpatienten - eine ausgesprochen positive Meinung von der Intensivstation. Die Gründe dafür werden diskutiert.

Summary

Up to now there are almost no investigations on the situation of relatives of ICU patients. Therefore a study was designed into the impressions left on relatives by intensive care treatment in their next of kin. A questionnaire including 46 items was developed which mainly refers to the following topics:

- first contact with the ICU

- experience with the situation in the ICU

- information given on the patient's state

- psychosocial assistance

- evaluation of experiences made in the ICU

The questionnaire was sent to 210 relatives of former long-term intensive care patients; 57 completed forms could be evaluated.

It can be demonstrated that the first contact with the ICU is characterised by the concern for the patient's actual state of disease so that previous information about the ICU and on the patient's condition are considered helpful.

The contact with the intensive care patient seems to be most impressive for all relatives. It creates feelings of uneasiness, compassion and despair. The relatives of moribund patients additionally show feelings of mourning. The request for information mainly refers to the patient's present state.

The technical equipment of the ICU represents a reassuring factor to most of the relatives; likewise the smallest number of them feels disturbed by witnessing therapeutical measures. The relation to the medical and nursing staff is described as positive, especially by relatives of surviving patients. In retrospect the relatives - like the former ICU patients - hold a positive view of the intensive care unit. The reasons are discussed.