Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_13_11
DOI: 10.1055/s-2007-1003056

Prozessevaluierung der Zertifizierung zum Babyfreundlichen Krankenhaus – eine Zwischenauswertung

A Wöckel 1, A Tietze 1, M Quabs 1, A Reeck 1, M Abou-Dakn 1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, St. Joseph-Krankenhaus Berlin, Berlin

WHO/UNICEF führten 1991 die Initiative „Still- bzw. Babyfreundliches Krankenhaus“ ein. Wichtige Qualitätsindikatoren dieser Zertifizierung sind u.a. Verlängerung der Exklusiv-Stilldauer und Reduktion von stillbedingten Brusterkrankungen. Durch eine Studie sollen Wirkungsstärke und Wirkzeitpunkte einzelner Maßnahmen im Zertifizierungsprozess auf diese Indikatoren untersucht werden. Gegenstand der Querschnitts-Untersuchung sind Stilldaten geburtshilflicher Patientinnen im St. Joseph-Krankenhaus, Berlin, welches sich derzeit im Zertifizierungsprozess befindet. Eine erste Datenerhebung wurde im Aug. 2005 kurz vor der Ankündigung und Planung der Zertifizierung, eine zweite noch kurz vor dem Beginn der ersten Umsetzungsmaßnahmen im Aug. 2006 durchgeführt. Als Maßnahmen wurden im Anschluss Schulungen für das komplette Personal durchgeführt, sowie Leitlinien und Standards erarbeitet. Die Erhebung der dritten Stichprobe wird nach den Umsetzungen der Maßnahmen erfolgen. Die Datenanalyse erfolgte postpartal bei Entlassung mit einem validierten Fragebogen und einer tel. Befragung nach sechs Monaten. In der ersten Stichprobe haben 22,9% der Mütter 6 Mon. exkl. gestillt, während diese Quote in der zweiten Stichprobe mit 34,3% signifikant höher lag. Innerhalb der ersten Stichprobe zeigten noch 54,3% der Mütter während des stationären Aufenthaltes Stillprobleme, in der zweiten nur 37,8%. Nach dieser Zwischenauswertung scheint sich bereits die Ankündigung der Zertifizierung positiv auf die Indikatoren auszuwirken. Vermutlich führt ein erhöhtes problemorientiertes Bewusstsein zu einer verbesserten Beratungssituation, schon bevor theoretische und praktische Inhalte vermittelt werden.