Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_13_07
DOI: 10.1055/s-2007-1003052

Praxis der Diagnostik und Therapie der Eisenmangelanämie in Schwangerschaft und Wochenbett in der Schweiz – Befragungssurvey aller geburtshilflicher Kliniken der Schweiz

F Raspe 1, C Breymann 1
  • 1Departement Frauenheilkunde, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Schweiz

Hintergrund: Die Eisenmangelanämie in Schwangerschaft und Wochenbett ist eine der häufigsten Ursachen einer erhöhten Morbidität und Mortalität von Mutter und Säugling. Es existieren keine deutschsprachigen evidenzbasierten Leitlinien zum Thema Diagnostik und Therapie der Eisenmangelanämie.

Methoden: Querschnittsstudie 2006, hochstandardisierte postalische Befragung aller 64 geburtshilflichen Kliniken der d/i Schweiz (Totalerhebung).

Ergebnisse: Responserate 90%, 84% der Kliniken nutzen für die Diagnostik und Therapie der Eisenmangelanämie hausinterne Weisungen. Es zeigten sich grosse Variationen in der durch Ärzte geschätzten Prävalenz der Eisenmangelanämie (5–30% werden angegeben). 60% der Ärzte geben einen Hb von <11g/dl für den Beginn einer p.o. Eisengabe an, 28% therapieren bereits bei <13g/dl. In der i.v. Eisentherapie geben 25% der Ärzte den empfohlenen Grenzwert von <10g/dl für den Behandlungsbeginn an, 60% akzeptieren niedrigere Grenzen, darunter 14% <8g/dl. Zur Kontrolle des Behandlungserfolges bestimmen 95% das Hb, 53% bestimmen zusätzlich Ferritin. Die Hälfte der Ärzte berichtet einen Therapieerfolg bei >70% ihrer Patientinnen, 20% berichten sogar >90% Behandlungserfolge, aber auch 10% <50%.

88% der befragten Ärzte wünschen eine nationale Behandlungsempfehlung zum Thema Eisenmangelanämie.

Zusammenfassung: Die Praxis der Diagnostik und Therapie der Eisenmangelanämie konnte erstmals flächendeckend in einem europäischen Land erhoben werden. Die Ergbnisse zeigen große Variationen im diagnostischen und therapeutischen Procedere. Die SGGG hat eine Expertenkomission berufen und mit der Erstellung von Behandlungsempfehlungen für den deutschsprachigen Raum beauftragt.