Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_11_10
DOI: 10.1055/s-2007-1003028

Eine seltene Mutation im Angiotensinogen-Gen bei schwerem HELLP-Syndrom mit IUFT

S Mütze 1, 2, E Knyrim 1, T Eggermann 1, P Neumaier-Wagner 1, 2, K Zerres 1, W Rath 2
  • 1Institut für Humangenetik der RWTH Aachen, Aachen
  • 2Frauenklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, UK Aachen, Aachen

Das Renin-Angiotensin-System (RAS) ist von zentraler Bedeutung für die Regulation von Blutdruck und Plasmavolumen und zudem in Prozesse des vaskulären Remodeling involviert. Neben dem renalen RAS findet man in der Schwangerschaft ein gewebsspezifisches uteroplazentares RAS, das bei einer Fehlregulation zu einer hypertensiven Schwangerschaftserkrankung (HES) führen kann. HES treten familiär gehäuft auf, und zu den pathophysiologisch relevanten Kandidatengenen zählen auch die für Komponenten des RAS kodierenden Gene. Im Rahmen eines Mutationsscreenings des Angiotensinogen(AGT)-gens in einem Kollektiv aus 68 Präeeklampsiepatientinnen und 100 Kontrollen fand sich bei einer Patientin die seltene L43F (L10F)-Mutation in heterozygoter Form, die in der Literatur bei einer Erstgravida mit schwerer Präeklampsie als pathogen beschrieben worden war, ebenfalls in heterozygoter Form (1). Die L43F-Trägerin unseres Kollektivs erlitt in ihrer ersten Schwangerschaft einen Spätabort, in ihrer zweiten Schwangerschaft entwickelte sie in der 37. Schwangerschaftswoche ein inkomplettes HELLP-Syndrom (ohne Hämolyse) bei schwerer schwangerschafts-induzierter Hypertonie (SIH). In der dritten Schwangerschaft, die bereits durch einen Reverse Flow in der A. umbilicalis und eine schwere fetale Wachstumsretardierung kompliziert war, kam es in der 24. SSW zu einem schweren HELLP-Syndrom mit intrauterinem Fruchttod (IUFT). Die AGT-L43F-Mutation scheint demzufolge für besonders schwere Formen der HES von kausaler Bedeutung zu sein.