Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_10_14
DOI: 10.1055/s-2007-1003018

Expressionsmuster angiogenetischer Faktoren der VEGF-Familie in humanen Chorionzotten nach Chorionzottenbiopsie – erhöhtes Risiko für Frühgeburtlichkeit, intrauterine Wachstumsrestriktion und kindliche Hypertrophie

J Steinhard 1, B Krause 1, J Heinig 1, R Schmitz 1, L Kiesel 1, W Klockenbusch 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Münster, Münster

Einleitung: Angiogenetische Faktoren der VEGF-Familie sind mit Komplikationen wie Präeklampie, IUGR und Frühgeburtlichkeit assoziiert. Studien zur Expression von VEGF, PlGF, Flt–1 und Flk–1 in Chorionzotten (CZ) von ausgetragenen Schwangerschaften liegen bislang nicht vor. Material und Methoden: In einer prospektiven cross-sectional Studie wurden CZ-Biopsien von 148 Schwangerschaften untersucht. Nach Separierung der Zotten für die Karyotypisierung wurde das nicht verwendete Material fixiert und paraffiniert. Nach immunhistochemischer Färbung mit Anti-human VEGF, PlGF, Flt–1 und Flk–1 (Assay Designs, USA) Primärantikörpern, erfolgte die Auswertung der Färbeintensität durch computergestützter Bildanalyse (Image-Pro Plus, Media Cybernetics, USA) und einen konventionellen Färbescore. Das Geburtsgewicht wurden mittels optimierte Perzentilen berechnet (GROW, Perinatal Institut, UK). Ergebnisse: Erstmals konnten unterschiedliche, typische Expressionsmuster von VEGF, PlGF, Flt–1 und Flk–1 in humanen CZ definiert werden. Eine gesteigerte Flt–1-Expression ist mit einem deutlichen Frühgeburts-Risiko assoziiert (RR 5,4 / Sens. 69%; Spez. 76%), eine reduzierte PlGF-Expression erhöht das Risiko für IUGR (RR 1,43 / Sens. 71%; Spez. 44%) und eine verstärkte VEGF-Expression erhöht das Risiko für hypertrophe Kinder (RR 1,15 / Sens. 53%; Spez. 65%). Schlussfolgerung: Wir konnten eine Assoziation von angiogenetischen Faktoren der VEGF-Familie mit späten Komplikationen wie Frühgeburtlichkeit und IUGR nachweisen. Erstmalig beschreiben wir diesen Zusammenhang bereits im 1. Trimenon, Monate vor der drohenden Komplikation. Die Ergebnisse bestärken die Hoffnung auf aussagekräftige Prädiktoren im 1. Trimenon.