Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_09_10
DOI: 10.1055/s-2007-1003004

Beginn menschlichen Lebens und Status des frühen Embryos – Einschätzungen von Gynäkologen, Pädiatern, Hebammen und der Bevölkerung im Vergleich

D Reitz 1, T Krones 2, G Richter 2, S El Ansari 2, T Wißner 2, C Kliebe 1
  • 1MZ für Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Philipps-Universität Marburg, Marburg
  • 2AG Bioethik-Klinische Ethik, Philipps-Universität Marburg, Marburg

In einer repräsentativen Studie zu Problemfeldern der Präimplantationsdiagnostik wurden Expertengruppen und die Bevölkerung zu ihren Einschätzungen bezüglich des Beginn menschlichen Lebens und des Status von frühen Embryonen befragt. An der Studie nahmen 147 Gynäkologen, 166 Pädiater und 294 Hebammen teil. Die repräsentative Bevölkerungsbefragung umfasste 1017 Interviews.

Als Beginn menschlichen Lebens fand der Zeitpunkt der Einnistung in der Gesamtbevölkerung (46,7%), unter den Gynäkologen (54,4%) und unter den Pädiatern (46,4%) die größte Zustimmung, in der Gruppe der Hebammen die Zeugung (62,9%). Den Status früher Embryonen schätzten die Gesamtbevölkerung (31,8%) und die Gynäkologen (40,1%) am häufigsten als Zellhaufen mit speziellem Schutz ein, die Pädiater (44,6%) und Hebammen (36,7%) als potentiell menschliches Wesen. Die Bewertung des frühen Embryos als Zellhaufen ohne spezielle Schutzrechte und als Person mit vollem Würdestatus spielte in allen befragten Gruppen nur eine untergeordnete Rolle. Auf die Frage nach dem antizipierten Status des eigenen Embryos wurde in der Bevölkerung (38,8%), unter den Pädiatern (59,6%) und den Hebammen (76,7%) am häufigsten die Einschätzung als mein Kind bzw. eher mein Kind genannt, unter den Gynäkologen (56,5%) als Zellhaufen bzw. eher als Zellhaufen.

Insgesamt unterscheiden sich die Einschätzung des Beginns menschlichen Lebens und des Status von frühen Embryonen zwischen den einzelnen Expertengruppen und der Gesamtbevölkerung deutlich. Auf welche Weise diese Einschätzungen mit den unterschiedlichen beruflichen Tätigkeiten und dem beruflichen Selbstverständnis zusammenhängen, bedarf weiterer Untersuchungen.