Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_09_02
DOI: 10.1055/s-2007-1002996

Konservatives Management der Placenta percreta: Ein Fallbericht

L Delle Chiaie 1, S Ottmüller 1, M Lübke 1, U Karck 1
  • 1Frauenklinik, Klinikum Stuttgart, Stuttgart

Fallbericht: Eine 38j II G I P, Z.n. sekundärer Sectio, wurde in der 24+0 SSW wegen vag. Blutung bei bekannter Placenta praevia totalis und vorz. Blasensprung aufgenommen. Sonographisch zeigte sich die Harnblasenhinterwand im Bereich der alten Uterusnarbe eingezogen, plazentare Gefäße konnten in der Blasenwand nachgewiesen werden. Die sonographischen Kriterien der Placenta percreta waren: Zahlreiche große unregelmäßige, echoleere Bezirke, welche die ganze Plazenta durchzogen, ein ausgedehntes Hypervaskularisationsmuster mit unruhigem, venösem Hochgeschwindigkeitsfluss sowie das Fehlen des echoarmen Myometriums zwischen Plazenta und Uterus-/ Blasenserosa. Eine Zystoskopie bestätigte die Infiltration der Harnblase mit Trophoblastgewebe auf Höhe der alten Sectionarbe. Nach rezidivierenden leichten vaginalen Blutungen wurde in der 36. SSW eine primäre Längsschnittlaparotomie durchgeführt. Auch die Schnittführung der Uterotomie verlief längs und endete oberhalb des Plazentarandes. Dabei wurde die Plazenta komplett intrauterin belassen. Postoperativ wurde die zytostatische Behandlung mit MTX (50mg/m2 i.m.) durchgeführt (insgesamt 10 Zyklen). Die Rückbildung der Plazenta und des Uterus erfolgte sehr verzögert, zu einer Infektion oder einer verstärkten vaginalen Blutung kam es jedoch nicht. Nach 5 Monaten konnte die Infiltration der Plazenta in die Harnblase sonographisch nicht mehr dargestellt werden. Eine erneute Zystoskopie bestätigte den Befund. Nach 6 Monaten berichtete die Patientin über den Abgang von mazeriertem Plazentagewebe. Schlussfolgerung: Das in situ Belassen der Placenta increta/percreta scheint eine valide und sichere Alternative zum chirurgischen Management zu sein.