Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2007-1002995
Psychosoziale Aspekte der drohenden Frühgeburtlichkeit
Einleitung:
Ein bedeutender Anteil der perinatalen Mortalität und Morbidität wird durch Frühgeburtlichkeit verursacht. Neben somatischen sind auch psychosoziale Faktoren bei der Entstehung der Symptome von Bedeutung.
Methodik:
Die Datenerhebung erfolgte anhand eines halbstrukturierten Interviews an 72 Schwangeren, die aufgrund drohender Frühgeburtlichkeit stationär behandelt wurden sowie an 56 Kontrollpatientinnen.
Ergebnisse:
Im Vergleich zur Kontrollgruppe haben Schwangere mit drohender Frühgeburt häufiger sexuelle Missbrauchsereignisse im Kindes–oder Erwachsenenalter (25% vs. 5% p<0,007), negative Erfahrungsberichte bezüglich SS und Geburt durch die eigene Mutter (34,7% vs. 9,6% p<0,004), häufiger Nikotinkonsum (27,8% vs. 7,7% p<0,006), häufiger finanzielle Probleme (31,7% vs. 13,5% p<0,020), signifikant seltener geplante Schwangerschaften (68,9% vs. 35,5% p<0.006) und öfter stationäre Aufenthalte bei vorangegangenen Schwangerschaften (37,5% vs. 17,3% p<0,017). Die Frühgeburtenrate in dieser Patientengruppe betrug 30%.
Diskussion:
Schwangere mit drohender Frühgeburt weisen im Vergleich zu unauff. Schwangerschaftsverläufen häufiger negative Erlebnisse in der Biographie, gesundheitsschädigendes Verhalten, finanzielle Probleme und ungeplante Schwangerschaften auf. Das Krankenhaus wird aufgrund vorzeitiger Wehentätigkeit häufig als Zufluchtsstätte in Anspruch genommen. Obwohl nur 1/3 der Patientinnen vor der 37. SSW entbunden werden, bleibt deren Prädiktion weiterhin schwierig. Die ausführliche psychosoziale Anamnese im Rahmen der Schwangerenvorsorge und frühzeitige supportive Interventionen könnten zur Redukion der Symptome der drohenden Frühgeburtlichkeit beitragen.