Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_08_08
DOI: 10.1055/s-2007-1002988

Risiken einer antidepressiven Medikation mit Citalopram / Escitalopram in der Frühschwangerschaft

WE Paulus 1, S Schloemp 1, F Stoz 2
  • 1Institut für Reproduktionstoxikologie, Ravensburg
  • 2Oberschwabenklinik, KH St. Elisabeth, Frauenklinik, Ravensburg

Einführung: Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Citalopram (C) bzw. Escitalopram (E) sind auch bei Frauen im fertilen Alter zur antidepressiven Therapie weit verbreitet. Unter Medikation mit dem verwandten Wirkstoff Paroxetin im I.Trimenon haben sich kürzlich in retrospektiven Studien Hinweise auf eine erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Anomalien ergeben.

Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 1997 und 2006 211 Schwangerschaftsausgänge nach Anwendung von Citalopram (n=188) bzw. Escitalopram (n=23) in der Frühgravidität dokumentiert. Die Befunde wurden mit den Daten eines Kontrollkollektives (n=490) aus demselben Zeitraum verglichen, das nicht oder unproblematisch exponiert war.

Ergebnisse: Die Spontanabortrate nach Einnahme von C/E unterschied sich mit 10,9% (21/193) nicht signifikant vom Kontrollkollektiv mit 11,1% (53/477). Kongenitale Anomalien fielen nach Medikation mit C/E (10/172=5,8%) nicht häufiger auf als im Kontrollkollektiv (18/424=4,2%; relatives Risiko 1,37; 95%-Konfidenzintervall 0,60–3,09). Ein homogenes Fehlbildungsmuster nach intrauteriner Exposition mit C/E in der Frühgravidität ließ sich nicht erkennen. Allerdings lag die Rate der Schwangerschaftsabbrüche ohne embryopathische Indikation nach Therapie mit C/E im I.Trimenon (18/ 211=8,5%) signifikant (p=0,001) über dem Anteil in der Kontrollgruppe (13/490=2,7%).

Schlussfolgerung: Unsere prospektive, kontrollierte Followup-Studie ergab keinen Anhalt für ein teratogenes Potential von Citalopram bzw. Escitalopram. Eine Erweiterung des Kollektivs ist zur Klärung des reproduktionstoxikologischen Risikos anzustreben.