Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_08_06
DOI: 10.1055/s-2007-1002986

Nutzen-Risiko-Abwägung einer FSME-Impfung in der Schwangerschaft

WE Paulus 1, S Schloemp 1, F Stoz 2
  • 1Institut für Reproduktionstoxikologie, Ravensburg
  • 2Oberschwabenklinik, KH St. Elisabeth, Frauenklinik, Ravensburg

Einführung: Es liegen bislang keine aussagekräftigen Daten über die Anwendung von Frühsommer-Meningoenzephalitis-(FSME-) Impfstoff während der Schwangerschaft am Menschen vor. Andererseits werden zunehmend Endemiegebiete in Süddeutschland und Österreich ausgewiesen.

Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 1993 und 2005 72 Schwangerschaftsausgänge nach FSME-Impfung innerhalb eines Zeitraumes von zwei Wochen vor Konzeption (n=11) bzw. während des I.Trimenons (n=61) dokumentiert. Die Befunde wurden unter Einsatz des Fisher's Exact Testes mit den Daten eines Kontrollkollektives (n=631) aus demselben Zeitraum verglichen, das nicht oder unproblematisch exponiert war.

Ergebnisse: Die Rate der Schwangerschaftsabbrüche ohne embryopathische Indikation verhielt sich in beiden Gruppen ähnlich (1/72=1,4% vs. 15/631=2,4%). Im verbleibenden Kollektiv (n=71) trat bei 4 Schwangeren (5,6%) ein Spontanabort im I.Trimenon auf, was sich nicht signifikant vom Befund im Kontrollkollektiv (69/616=11,2%) unterscheidet. Unter den 67 ausgetragenen Schwangerschaften ergaben sich 4 Anomalien ohne homogenes Fehlbildungsmuster: Enzephalozele, Pylorusstenose, Leistenhernie, Trichterbrust. Die Rate kongenitaler Anomalien (4/67=6,0%) entsprach dem Niveau im Kontrollkollektiv (24/547=4,4%; relatives Risiko 1,4; 95%-Konfidenzintervall 0,4–3,9; p=0,53).

Schlussfolgerung: Hinweise auf ein erhöhtes Abort- oder Fehlbildungsrisiko nach akzidenteller FSME-Impfung sind bislang nicht erkennbar. Angesichts der begrenzten Erfahrungen sollte jedoch eine FSME-Impfung im ersten Trimenon nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.