Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_08_04
DOI: 10.1055/s-2007-1002984

Dramatische Zunahme der Adipositasprävalenz bei Schwangeren in den letzten 25 Jahre (1980–2005)

S Blissing 1, R Roloff 2, M Rehn 1, G Girschick 1, T Frambach 1, J Dietl 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Würzburg, Würzburg
  • 2Gesundheitsamt Aschaffenburg, Aschaffenburg

Fragestellung: Vor dem Hintergrund eines generellen, starken Anstieges der Adipositasprävalenz in den Industrienationen, sehen sich auch die Geburtshelfer vor Herausforderungen. Untersuchungen zur Prävalenz unter Schwangeren, insbesondere in Deutschland gibt es wenige. Ziel war es festzustellen, wie stark die Adipositas am Kollektiv der Schwangeren in den letzten 25 Jahren tatsächlich angestiegen ist.

Methodik: Es wurden alle Geburten aus dem Jahr 1980 (n=1359) und 2005 (n=1351) retrospektiv statistisch ausgewertet (Mann Whitney U-Test)

Ergebnisse: Wir konnten die Zunahme von Übergewicht und Adipositas unter Schwangeren von 10,77 auf 29,78% feststellen. Der Anstieg ist statistisch hoch signifikant (p<0.0001). Besorgniserregend ist, dass es zu einer überproportionalen Zunahme der höhergradigen Adipositas bei jüngeren Frauen gekommen ist

Diskussion: Fast jede Dritte Schwangere ist heutzutage übergewichtig oder adipös. Der Geburtshelfer ist heute im Vergleich zu 1980 dreimal häufiger mit Übergewicht und Adipositas konfrontiert. Die Zunahme Adipositas- assoziierter geburtshilflichen Risiken (Präeklampsie, Gestationsdiabetes, Makrosomie, erhöhte Sektiorate etc.) ist zu erwarten

Schlussfolgerung: Nicht zuletzt aus ökonomischen und gesundheitspolitischen Gründen sollten in diesem Kollektiv vermehrt Präventivmaßnahmen erfolgen. Dazu gehört z.B. die Aufklärung über die Risiken der Adipositas, konkrete Angebote zur präkonzeptionellen Gewichtsreduktion, die Einführung eines Screenings auf Gestationsdiabetes uvm. Auch über ein geändertes intrapartales geburtshilfiches Management muss nachgedacht werden.