Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_07_13
DOI: 10.1055/s-2007-1002979

Mütterliches Übergewicht/Adipositas beeinflusst die Langzeitergebnisse von Kindern mit Spina bifida ungünstig

JH Stupin 1, T Harder 2, T Harder 3, A Plagemann 2, A Plagemann 3, T Michael 4, JW Dudenhausen 1, W Henrich 1
  • 1Klinik für Geburtsmedizin, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Berlin
  • 2AG "Experimentelle Geburtsmedizin", Klinik für Geburtsmedizin, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • 3AG "Experimentelle Geburtsmedizin", Klinik für Geburtsmedizin, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Berlin
  • 4Sozial-Pädiatrisches Zentrum, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Berlin

Fragestellung: Bei mütterlichem Übergewicht/Adipositas steigt das Risiko für das Auftreten eines Neuralrohrdefekts (NTD), v.a. einer Spina bifida (SB) um das Zweifache. Es wird vermutet, dass sich diese Fehlbildungen in ihrem klinischen Bild bei Kindern übergewichtiger/adipöser von denen normalgewichtiger Frauen unterscheiden. Unklar sind die Auswirkungen auf die Langzeitentwicklung der betroffenen Kinder.

Methodik: Alle Akten von Schwangeren mit pränatal diagnostizierten NTD zwischen 1995–2005 wurden ausgewertet. Die durch Nachuntersuchung erhobenen Langzeitergebnisse für Kognition (IQ>80), Bewegung und Urinkontinenz von Kindern normalgewichtiger und übergewichtiger/adipöser Frauen (BMI≥25) wurden verglichen.

Ergebnisse: Eine SB wurde bei 38/61 Feten mit NTD diagnostiziert. 66% (25/38) der Kinder wurden lebend geboren. Von 21 lag ein Langzeitverlauf (Median 6,5J.) vor. 7/21 Frauen waren übergewichtig/adipös. Verglichen mit normalgewichtigen Frauen erreichten signifikant weniger Kinder von übergewichtigen/adipösen Frauen einen IQ>80 (3/7 vs. 12/14, p<0,05) und konnten selbständig/mit Hilfen zu laufen (1/7 vs. 9/14, p<0,05). Kein Unterschied zeigte sich bei Kontinenz. Adjustierung auf die Läsionshöhe der SB bestätigte die Ergebnisse.

Schlussfolgerung: Prägravides Übergewicht/Adipositas beeinflusst die Langzeitentwicklung von Kindern mit SB in Hinblick auf Kognition und Bewegung ungünstig. Dies könnte durch unerkannte Hyperglykämie in der Frühschwangerschaft und einen geringeren protektiven Effekt von Folsäure bedingt sein. Bemühungen um die Prävention von Übergewicht/Adipositas sind notwendig, um die Zahl der Frauen, die mit Normalgewicht in eine Schwangerschaft gehen, zu erhöhen.