Einführung: Die Inzidenz des Eisenmangels in Europa liegt bei 10–30%. Die Hb-Konzentration
wird oft als Pseudo-Marker für einen Eisenmangel herangezogen. Allerdings ist der
Hb-Wert nicht geeignet, Aussagen über den Eisenstatus einer Patientin zu treffen.
Es existiert eine breite Überlappung in der Verteilung der Hb-Werte von Patientinnen
mit und ohne Eisenmangel. In der Schwangerschaft wird oft eine generelle Eisenprophylaxe
empfohlen, deren Wert aber aufgrund nicht-konklusiver Daten angezweifelt wird. Ziel
dieser Studie war es, in einem Normalkollektiv schwangerer Frauen die Inzidenz des
Eisenmangels zu beschreiben.
Material und Methoden: Cross-section Studie an 155 Pat. unabhängig des Gestationsalters. Bestimmt wurden
Ferritin und Hb-Wert in Abwesenheit eines klinischen Infektes. Eine perorale Eisenprophylaxe
wurde bei allen Patientinnen empfohlen. Eisenmangel wurde definiert als Ferritin <15
ug/l, das Vorliegen einer Anämie als Hb <11g/dl.
Ergebnisse: Der mittlere Hb-Wert lag bei 11.6g/dl (SD±1.0, Spannweite 9.2–14.1), der mittlere
Ferritinwert bei 20.4 ug/l (SD±18.1, Spannweite 1.0–103.0). Bei 24.5% der Patientinnen
lag eine Anämie (Hb <11.0g/dl) vor. 47.7% der Schwangeren hatten einen Ferritinwert
<15 ug/l.
Schlussfolgerung: Trotz genereller Eisenprophylaxe liegt bei fast 50% der Pat. ein Eisenmangel vor.
Die Inzidenz einer Anämie ist mit knapp 25% halb so hoch. Dies lässt schlussfolgern:
1. Das routinemässig gewonnene Blutbild lässt nur bedingt Aussagen über den Eisenspeicher
einer Patientin zu; 2. Eine generelle Eisenprophylaxe ist wahrscheinlich nur bedingt
wirksam und von einer schlechten Compliance begleitet.