Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_07_04
DOI: 10.1055/s-2007-1002970

Die Prävalenz des Eisenmangels in der Schwangerschaft- Häufig unterschätzt – Wird Eisenprophylaxe ernst genommen?

A Krafft 1, D Frolik 1, R Zimmermann 2
  • 1Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz
  • 2Universitätsspital Zürich, Schweiz, Schweiz

Einführung: Die Inzidenz des Eisenmangels in Europa liegt bei 10–30%. Die Hb-Konzentration wird oft als Pseudo-Marker für einen Eisenmangel herangezogen. Allerdings ist der Hb-Wert nicht geeignet, Aussagen über den Eisenstatus einer Patientin zu treffen. Es existiert eine breite Überlappung in der Verteilung der Hb-Werte von Patientinnen mit und ohne Eisenmangel. In der Schwangerschaft wird oft eine generelle Eisenprophylaxe empfohlen, deren Wert aber aufgrund nicht-konklusiver Daten angezweifelt wird. Ziel dieser Studie war es, in einem Normalkollektiv schwangerer Frauen die Inzidenz des Eisenmangels zu beschreiben.

Material und Methoden: Cross-section Studie an 155 Pat. unabhängig des Gestationsalters. Bestimmt wurden Ferritin und Hb-Wert in Abwesenheit eines klinischen Infektes. Eine perorale Eisenprophylaxe wurde bei allen Patientinnen empfohlen. Eisenmangel wurde definiert als Ferritin <15 ug/l, das Vorliegen einer Anämie als Hb <11g/dl.

Ergebnisse: Der mittlere Hb-Wert lag bei 11.6g/dl (SD±1.0, Spannweite 9.2–14.1), der mittlere Ferritinwert bei 20.4 ug/l (SD±18.1, Spannweite 1.0–103.0). Bei 24.5% der Patientinnen lag eine Anämie (Hb <11.0g/dl) vor. 47.7% der Schwangeren hatten einen Ferritinwert <15 ug/l.

Schlussfolgerung: Trotz genereller Eisenprophylaxe liegt bei fast 50% der Pat. ein Eisenmangel vor. Die Inzidenz einer Anämie ist mit knapp 25% halb so hoch. Dies lässt schlussfolgern: 1. Das routinemässig gewonnene Blutbild lässt nur bedingt Aussagen über den Eisenspeicher einer Patientin zu; 2. Eine generelle Eisenprophylaxe ist wahrscheinlich nur bedingt wirksam und von einer schlechten Compliance begleitet.