Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_06_07
DOI: 10.1055/s-2007-1002961

Einsatz von Misoprostol in der Geburtshilfe –Ein Vergleich deutscher Kliniken

H Schuetz 1, S Dostert 1, B Michael 1, B Seelbach- Göbel 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg - Krankenhaus Barmherzige Brüder - Frauenklinik St. Hedwig, Regensburg

Fragestellung:

Trotz fehlender Zulassung wurde Misoprostol in den letzten Jahren zunehmend zur Geburtseinleitung eingesetzt. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es festzustellen, in welchem Umfang Misoprostol (Cytotec ®) in deutschen Geburtskliniken verwandt wird und welche Erfahrungen damit gemacht wurden.

Methodik:

An 956 geburtshilfliche Abteilungen in der BRD wurde ein Fragebogen verschickt. Abgefragt wurden Indikation und Kontraindikation zur Geburtseinleitung, Applikationsform und Dosierung von Misoprostol, wichtige Parameter zum Geburtsverlauf und Angaben zur Struktur der Klinik.

Ergebnisse:

650 Kliniken haben den versendeten Fragebögen bis heute beantwortet. 39,6% verwenden Misoprostol zur Geburtseinleitung. Fast die Hälfte benutzt vorzugsweise (in 75% der Fälle) Misoprostol zur Einleitung. Die Tageshöchstdosen schwanken zwischen 75m g und 1600m g, mit einer Häufung bei 200µg. 61,4% verwenden Misoprostol oral. Kliniken mit hohen Geburtenzahl und Perinatalzentrum verwenden Misoprostol öfter.

Häufigste Indikation zur Einleitung mit Misoprostol sind die Terminüberschreitung (94,9%) und der vorzeitige Blasensprung (91,8%). Als Kontraindikation gelten für die meisten Kliniken vorangegangene Uterusoperationen und das Asthma bronchiale.

Als häufigste Komplikation(43,3%) ist das Auftreten hyperfrequenter Wehen. Kindliche Azidosen und pathologische CTG- Befunde, die Kaiserschnittfrequenz und Utersusrupturrate wurden nur sehr selten unter Misoprostol als gesteigert eingestuft. Eine verlängerte Austreibungsperiode wurde kaum beobachtet.

Schlussfolgerung:

Trotz des "Off- label- use" Status wird Misoprostol in Deutschland zur Geburtseinleitung als risikoarmes Verfahren akzeptiert.