Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_04_08
DOI: 10.1055/s-2007-1002939

Kalzium und Phosphathaushalt sowie Vitamin D-Spiegel bei Wöchnerinnen und ihren Neugeborenen – Vitamin D-Prophylaxe für Schwangere?

JW Richter 1, J Christoph 1, E Kattner 1
  • 1Kinderkrankenhaus auf der Bult, Neonatologie, Hannover

Hintergrund: Ein mütterlicher Vitamin D-Mangel mit konsekutiver neonataler Hypokalzämie ist als Ursache neonataler Krampfanfälle gut bekannt. Jedoch ist bisher unklar, wie viele Frauen unter hiesigen Ernährungsbedingungen und Sonnenverhältnissen niedrige Vitamin D-Spiegel haben und wie sich diese auf sie selbst und den Kalzium-Phosphat-Haushaltes ihres Neugeborenen auswirken.

Methodik: Beobachtungsstudie von 290 Müttern und ihren Reifgeborenen mit paarweiser Bestimmung von Kalzium, Phosphat, Parathormon und Vitamin D im Serum 2 Tage nach Entbindung. Durchführung im Frühjahr bzw. Herbst 2006. Neben Risikofaktoren für eine gestörte Vitamin D-Aufnahme bzw. Synthese erfolgte die semiquantitative Erfassung der mütterlichen Sonnenexposition und des Vitamin D-relevanten Ernährungsverhaltens.

Ergebnisse: Nach einem durchschnittlichen Winter haben 67% der Mütter und 94% der Neugeborenen einen schweren (<7 ng/ml) bzw. mittelgradigen (7–10 ng/ml) Vitamin D-Mangel, der bei den Neugeborenen zu einem gegenregulatorischen, sekundären Hypoparathyreoidismus führt. Damit stellten diese Kinder normale Kalzium-Werte (>1,9 mmol/l) sicher. Nach den Sommermonaten haben lediglich 32% der Mütter und 18% ihrer Neugeborenen einen schweren bzw. mittelgradigen Vitamin D-Mangel, die Kalziumwerte der Kinder sind normal.

Schlussfolgerung: Bei hoher Prävalenz niedriger mütterlicher sowie konsekutiv auch kindlicher Vitamin D-Spiegel insbesondere nach den Wintermonaten ist die Untersuchung einer größeren Kohorte notwendig, um ggf. eine Vitamin D-Prophylaxe während der Schwangerschaft zu empfehlen und die bestehenden Empfehlungen der kindlichen Vitamin D-Prophylaxe im Sinne eines noch früheren Beginns zu ändern.