Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_04_07
DOI: 10.1055/s-2007-1002938

Noro-Virus-assoziierte nekrotisierende Enterokolitis (NEC) bei einem Frühgeborenen

L Pelken 1, M Zemlin 1, S Stiller 1, S Loff 1, T Hannmann 1, RF Maier 1
  • 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Marburg

Fallbericht: Ein Frühgeborenes (27+3 SSW, 895g) erkrankte im Alter von 20 Tagen akut mit den Symptomen einer NEC: Blutiger Stuhl; gespanntes, glänzendes, empfindliches Abdomen; gallige Magenreste; Ateminsuffizienz; CRP 33mg/l; Interleukin–8 7.540 ng/l, Leukozyten 1.700/µl, I: T-Quotient 0,33. Bei der Laparotomie zeigten sich disseminierte entzündliche Veränderungen des gesamten Dünndarms ohne Perforation. Es wurde ein doppelläufiger Anus praeter naturalis 20 cm proximal des ileozökalen Übergangs angelegt. Postoperativ erholte sich das Kind rasch. Bei Krankheitsbeginn wurden im Stuhl Noro-Viren, ansonsten keine bakteriellen oder viralen Pathogene nachgewiesen. Im Stuhl aus dem Anus praeter war Noro-Virus-Antigen nach 3 Tagen nicht mehr, im Stuhl aus dem Anus naturalis noch nach 6 Wochen nachweisbar. Diskussion: Die Pathogenese der NEC ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Neben zahlreichen anderen Ursachen wurden verschiedene Erreger mit dem Cluster-artigen Auftreten einer NEC in Verbindung gebracht. Bei unserem Patienten findet sich in der Vorgeschichte bis auf die Unreife kein Risikofaktor für eine NEC. Somit zeigt dieser Fall, dass in der multifaktoriellen Pathogenese der NEC auch Noro-Viren eine Rolle spielen können. Schlussfolgerung: Bei Frühgeborenen mit klinischen Zeichen einer NEC sollte auch an eine Noro-Virus-Infektion gedacht werden. Andererseits sollte bei einer Noro-Virus-Infektion bei einem Frühgeborenen auf klinische Symptome einer NEC geachtet werden. Noro-Viren können bei Frühgeborenen noch mehrere Wochen nach Abklingen der klinischen Symptomatik ausgeschieden werden. Es sollten entsprechende hygienische Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.