Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_02_14
DOI: 10.1055/s-2007-1002917

Frühentlassung nach der Geburt: DRG-Optimierung und gleichzeitig Vorteile für Mutter und Kind?

S Wojcinski 1, W Schmidt 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Homburg/Saar

Einleitung: Im Rahmen der DRG-Optimierung finden in der Geburtshilfe zunehmend Frühentlassungen statt. Die Konsequenzen für Mutter und Kind werden kontrovers diskutiert. Es stellt sich die Frage, ob Frühentlassung und Risikominimierung vereinbar sind.

Methode: Daten, die dem deutschen Gesundheitssystem entsprechen, liegen bisher nicht vor. Allerdings können Analogschlüsse aus Erfahrungen anderer Länder gezogen werden. Wir haben eine Befragung unter den Hebammen unserer Klinik durchgeführt. Zielparameter waren dabei die individuellen Vorgehensweisen bei Wochenbettkomplikationen, um Optimierungspotentiale bei der Nachbetreuung zu entdecken.

Ergebnisse: Nach Frühentlassung ist die Rate an Re-Hospitalisationen, Arztkonsultationen und Wochenbettkomplikationen nicht erhöht. Die ambulante Betreuung wird von Müttern besser bewertet, als die Betreuung in der Klinik. Es finden sich eine höhere Stillrate und weniger psychosoziale Probleme. Unsere Umfrageergebnisse bestätigten das fachliche Niveau der Hebammennachsorge, allerdings bestanden deutliche Unterschiede, wie lange Komplikationen selbst behandelt werden, wann andere Disziplinen hinzugezogen werden und wer Ansprechpartner ist.

Schlussfolgerung: Aus medizinischer Sicht spricht nichts gegen eine Frühentlassung nach einer komplikationslosen Geburt. Voraussetzung ist allerdings eine lückenlose Überführung in eine kompetente Nachbetreuung und eine enge Zusammenarbeit von Klinik, Frauenarzt, Kinderarzt und Hebamme. Dazu müssen auf regionaler Ebene entsprechende Infrastrukturen etabliert werden.