Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_02_07
DOI: 10.1055/s-2007-1002910

Terminnahe lebensfrische Abdominalgravidität – Ein Fallbericht aus Malawi 2004

A Mothes 1, E Schleußner 2
  • 1Universitätsfrauenklinik Jena, Jena
  • 2Abteilung Geburtshilfe, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena

Abdominalgraviditäten mit lebensfähigen Feten im fortgeschrittenen Gestationsalter sind eine medizinische Rarität. Wir berichten von einer ca. 18-jährigen Erstpara aus Malawi, einem Entwicklungsland im südlichen Afrika mit niedrigem medizinischen Versorgungsstand, die in einem District Hospital nach medizinisch unbetreuter Schwangerschaft mit der Intention zu einer Sectio caesarea laparotomiert wurde. Es fand sich eine terminnahe Abdominalgravidität. Ein lebensfrischer Knabe (2700g) wurde aus der freien Bauchhöhle entwickelt. Die Plazenta wurde in situ belassen und die Patientin an das 140 km entfernt liegende Zomba Central Hospital mit bekannter Facharztpräsenz überwiesen. Nach stundenlangem Transport kam die Patientin im hypovolämischen Schock im Krankenhaus an und wurde unter dem Verdacht auf massiven intaabdominalen Blutverlust re-laparotomiert. Die Plazenta war vom Voroperateur in situ belassen worden, z.T. von ihrer Insertionsstelle gelöst, jedoch größtenteils am Omentum majus und an der Serosa des Colon transversum adhärent. Es fanden sich mehrer dilatierte Blutgefäße. Wegen der Gefahr eines weiteren Blutverlustes wurde die Plazenta fast vollständig entfernt. HIV-negative Vollblutkonserven konnten erst nach einem Zeitintervall von ca. 10 Stunden bereitgestellt werden. Die intraoperative Autotransfusion der intraperitonealen Blutmenge von ca. 2 l wurde erwogen, scheiterte aber an den fehlenden Essentialien.

Trotz der hohen mütterlichen und kindlichen Mortalität und der im vorliegenden Fall extrem ungünstigen Umgebungsbedingungen in einem medizinischen Mangelsystem überlebte die Patientin und konnte am 11.po Tag nach der Gabe von insgesamt 4 Vollblutkonserven entlassen werden.