Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - PO_02_03
DOI: 10.1055/s-2007-1002906

Geburtshilfliche Interventionen und maternale Wünsche

C Hellmers 1, B Schücking 1
  • 1Universität Osnabrück, FB 08/Gesundheitswissenschaften, Forschungsschwerpunkt Maternal Health, Osnabrück

Einleitung und Fragestellung: Die Berücksichtigung der maternalen Wünsche erhält in der Geburtshilfe eine zunehmende Bedeutung. Kriterien wie Selbstbestimmung und Kundenorientierung werden kontrovers diskutiert. Welche Bedeutung die Berücksichtigung maternaler Wünsche neben anderen Kriterien für die Durchführung geburtshilflicher Interventionen hat, wurde im Verbund Hebammenforschung in vorliegender Studie untersucht. Exemplarisch wurden die Sectio caesarea, die Geburtseinleitung, die Episiotomie und die CTG-Überwachung betrachtet.

Methoden: Längsschnittliches qualitatives Design mit quasi-experimentellem Charakter. Geführt wurden problemzentrierte Interviews nach Witzel mit Ärztinnen/Ärzten, Hebammen und Verwaltungsleitern in einer Klinik mit implementiertem Hebammenkreißsaal sowie in einer Kontrollklinik.

Ergebnisse: Der maternale Wunsch wird von den meisten GynäkologInnen als ausschlaggebendes Entscheidungskriterium zur, aber auch gegen die Durchführung von Interventionen genannt. Beim Vergleich der einzelnen Interventionen zeigen sich jedoch weit reichende Unterschiede in der Berücksichtigung der mütterlichen Wünsche. Für einige Eingriffe erhalten die Frauen ein hohes Mitbestimmungsrecht, für andere wird dieses eher vernachlässigt.

Schlussfolgerung: Es gilt kritisch zu überdenken, inwiefern die Berücksichtigung der maternalen Wünsche ausschließlich im Sinne der Wertschätzung der Frauen Bedeutung erhält oder diese Wünsche bewusst genutzt werden, um eigene Vorstellungen zu legitimieren. Dabei bleibt auch zu hinterfragen, ob und warum die Frauen selbst ihre Anliegen im Hinblick auf einzelne Interventionen mehr oder weniger vehement äußern bzw. durchzusetzen versuchen.